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Zitate von Friedrich Nietzsche 561-600
561 Würde ist die Verstellungsform derer, welche im Grunde furchtsam sind.
562 Der große Stil entsteht, wenn das Schöne den Sieg über das Ungeheure davonträgt.
563 Unrecht liegt niemals in ungleichen Rechten, es liegt im Anspruch auf gleiche Rechte.
564 Die Liebe zu einem ist eine Barbarei: denn sie wird auf Unkosten aller übrigen ausgeübt. Auch die Liebe zu Gott.
655 Es leben genug Böse ohne Gewissen zu allen Zeiten: und vielen Guten und Braven fehlt das Lustgefühl des guten Gewissens.
566 Pläne machen und Vorsätze fassen bringt viel gute Empfindungen mit sich, und wer die Kraft hätte, sein ganzes Leben nichts als ein Pläne-Schmiedender zu sein, wäre ein sehr glücklicher Mensch: aber er wird sich gelegentlich von dieser Tätigkeit ausruhen müssen, dadurch, dass er einen Plan ausführt – und da kommt der Ärger die die Ernüchterung.
567 Alles, was Gold ist, glänzt nicht. Die sanfte Strahlung ist dem edelsten Metalle zu eigen.
568 Wenn man sein Herz hart bindet und gefangen legt, kann man seinem Geist viele Freiheiten geben.
569 Die Eitelkeit ist die Höflichkeits-Maske des Stolzen.
570 Moral ist heute in Europa Herdentier-Moral.
571 Der Unterleib ist der Grund dafür dass der Mensch sich nicht so leicht für einen Gott hält.
572 Jeder Denker malt seine Welt und jedes Ding mit weniger Farben, als es gibt, und ist gegen einzelne Farben blind.
573 Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.
574 Das Böse ist des Menschen beste Kraft.
575 Herrschsucht: vor deren Blick der Mensch kriecht und duckt und frönt und niedriger wird als Schlange und Schwein – bis endlich die große Verachtung aus ihm herausschreit.
576 Du musst Chaos in dir haben um einen tanzenden Stern zu gebären.
577 Man muss nicht nur verstehen, gut zu spielen, sondern auch, sich gut zu Gehör zu bringen. Die Geige in der Hand des größten Meisters gibt nur ein Gezirp von sich, wenn der Raum zu groß ist.
578 Denken ist ein Herausheben.
579 Wer viel denkt, eignet sich nicht zum Parteimann: er denkt sich zu bald durch die Partei hindurch.
580 Einst war der Geist Gott, dann wurde er zum Menschen, und jetzt wird er gar noch Pöbel.
581 Denken lernen: Man hat auf unseren Schulen keinen Begriff mehr davon.
582 Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.
583 Du musst jeden Tag auch deinen Feldzug gegen dich selber führen.
584 Wer viel Freude hat, muss ein guter Mensch sein: aber vielleicht ist er nicht der Klügste, obwohl er gerade das erreicht, was der Klügste mit all seiner Klugheit erstrebt.
585 Angewöhnung geistiger Grundsätze ohne Gründe nennt man Glauben.
586 Uns organische Wesen interessiert ursprünglich nichts in jedem Dinge, als sein Verhältnis zu uns in Bezug auf Lust und Schmerz.
587 Der Vogel Strauß läuft schneller als das schnellste Pferd, aber auch er steckt noch den Kopf schwer in schwere Erde: also der Mensch, der noch nicht fliegen kann.
588 Mutige Leute überredet man dadurch zu einer Handlung, dass man dieselbe gefährlicher darstellt, als sie ist.
589 Hilf dir selber: dann hilft dir noch jedermann. Prinzip der Nächstenliebe.
590 Die Eitlen. – Wir sind wie Schauläden, in denen wir selber unsere angeblichen Eigenschaften, welche andere uns zusprechen, fortwährend anordnen, verdecken oder ins Licht stellen – um uns zu betrügen.
591 Wenn man viel hineinzustecken hat, so hat ein Tag hundert Taschen.
592 Jeder, der seinen Geist zeigen will, lässt merken, dass er auch reichlich vom Gegenteil hat.
593 Das Gift, an dem die schwächere Natur zugrundegeht, ist für den Starken Stärkung, und er nennt es auch nicht Gift.
594 Einstmal war das Ich in der Herde versteckt: und jetzt ist im Ich noch die Herde versteckt.
595 Rechnet man von tiefen Gefühle die beigemischten Gedankenelemente ab, so bleibt das starke Gefühl übrig, und dieses verbürgt nicht für die Erkenntnis als sich selbst, ebenso wie der starke Glaube nur seine Stärke, nicht die Wahrheit des Geglaubten beweist.
596 Der große Vorzug adliger Abkunft ist, dass sie die Armut besser ertragen lässt.
597 Zeichen der Vornehmheit: nie dran denken, unsre Pflicht zu Pflichten für jedermann herabzusetzen.
598 Was groß ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist: Was geliebt werde kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und kein Untergang ist.
599 Die Massen sind erstens verschwimmende Kopien der großen Männer, zweitens Widerstand gegen die Großen, drittens Werkzeuge der Großen.
600 Es ist Weisheit darin, Lebens-Weisheit, sich die Gesundheit selbst lange Zeit nur in kleinen Dosen zu verordnen.