Lotte Mühlborn

                                                                                                              

Abschiedsgang

Komm, wir wollen nocheinmal im Garten
alle Wege gehn zum letzten Gruß!
Lange lange müssen wir nun warten,
bis er grün wird unter Gottes Fuß!

Bis des Pfirsichbaumes Blütenwunder
wieder bräutlich bei der Laube steht
und der Schleierstrauch die Blütchen munter
schüttelt wie ein Schneefall übers Beet!

Auf der Bank – man muß sie schief noch legen –
saßen wir im Nussbaumschatten da.
Muß nun Moderlaub herunterfegen,
das der Sommer grün im Winde sah.

Morgen mag der alte Lienhard sehen,
ob noch Pfähle und Geräte nicht
irgendwo in einem Winkel stehen.
Sind die Meisenkogel auch noch dicht?

Und das Becken in der Rasenecke
scheint zu frieren, liegt so öd und leer.
Siehe, eine gelbe Schlummerdecke
warf das Birkchen liebreich drüber her!

Ach, nun schilt mir doch den Winter nicht!
Ist ja ruh und Schlaf und neue kraft
allem, was da wächst im sonnenlicht.
Schlaf, mein Garten, in des Schöpfers Haft!
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Allerseelengang

In Friedhofserde, regenfeucht und kalt,
grub ich den Strauß der weißen Astern ein
und ging - und war so grenzenlos allein
im grauen Tag. Fern überm Föhrenwald
hört` ich der Wandergänse klirren Schrei.
Des Winters Hornruf, musst` ich trübe sinnen:
„Halali, blühend Leben, Fahrt vorbei!“
Nur wer allein geht, hört den Schritt der Zeit,
wie sie uns führt, hinauf in Höh`n, hinab zu Grüften.
Mich fror. Schon hängt das Linnen in den Lüften,
der schönen Erde weißes Sterbekleid.
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Am Allerseelentag

Einmal im Jahr, geht die Sage,
verlassen die Toten ihr Haus
und steigen, das Licht zu grüßen,
aus Gräbern und Grüften heraus.

Am Tage der Seelen, da mahnt es
wie Glocken aus fernfernem Tal.
Da grüßen dich liebe Gestalten,
die mit dir gewandert einmal.

Da ist dir, als atme zärtlich
ein Lüftchen am Ohr dir vorbei:
Wir halten in liebender Treue
den Platz im Kreise dir frei.
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Aster am Totensonntag

Weiße Aster dort auf meinem Spinde,
sag, was blühtest du so spät im Jahr?
Hast du dich versäumt im Spiel der Winde,
träumtest du, als Zeit zum Blühen war?
Hieltst du dich, ein trotzig Kind, zur Seiten
bei der Schwestern buntem Reigenspiel?
Einen Sommer lang in alle Weiten
warf die Sonne ihres Goldes viel.

Nun die grauen Nebelwölfe schleichen,
wachst du auf, doch dir ins Stirnband fällt
nur der Silberreif, der tötet. Deine bleichen
Blüten wissen nur vom Leid der Welt.

Du von tausend blühst den Toten, ohne Wanken!
Und ich weiß mit eins bei deinem Bild,
wie von tausend eilenden Gedanken
ach, nur einer meinen Toten gilt.
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Das Erinnern saß am Wege

Das Erinnern saß am Wege,
den ich heut gegangen,
ließ die schleierzarten Flügel
und das Köpfchen hangen.

In den goldenen Träumeraugen
hing ein zärtlich Sinnen
Leise nahte ich, ein frohes
Plaudern anzuspinnen.

Doch verstört hob es die Hände:
Wenn die Nebel sinken
meide mich und diese Pfade,
wirst ein Weh dir trinken!

Riefs und schwand. Und wegentlang
wo die Schlehe reifte,
hing ein Flimmern in den Dornen,
die sein Glanzhaar streifte.

Bin den Fäden nachgegangen
in versunknem Schreiten.
Lag ein Trauern auf den Wegen
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Der Windwolf heult

Der Windwolf heult in den Lüften,
- er kam mit der Nacht herüber aus West und
winselt in pfeifenden Tönen
und stürzt mit hungrigem Stöhnen
den Wäldern ins dunkle Geäst.

Was kann er zerschlagen, zerbrechen?
Dort drüben das Menschennest?
Hei, wäre ein fröhliches Jagen!
O Windwolf, du machst mich nicht zagen,
mein Häuschen ist klein aber fest!

Doch hör ich nicht draußen das Birkchen-?
Es klagt mein Birkchen fürwahr:
Der Windwolf, der garstige rüttelt
an meinem Stämmchen und schüttelt
mir alles Gold aus dem Haar!

Laß rütteln, mein Birkchen! Einmal,
da wehen Lenzwinde weich!
Dann singt die Amsel dir wieder
den süßesten Reim ihrer Lieder
im zarten verträumten Gezweig!
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Des Mägdleins Blumenuhr

Weiße Glöckchen, grüngebändert
lugten in die Welt,
als der Liebe Frühlingsahnen
ihr das junge Herz geschwellt.

Veilchen lauschten hinter Hecken,
da zum ersten Wort
scheue Lieb den Mut gefunden
bei dem Gartenbänkchen dort.

Und der Strauß von Maienglöckchen
barg das Ringlein schmal,
da an ihrem Finger glänzte
heimlich nun so manchesmal.

Zarte Heckenrosen lachten
still herab ins Gras,
wo ein sorglos Menschenpärlein
Träume spann aus Glück und Glas.

Und die müden Rosenblätter
welk zur Erde glitten,
als sie sich den Vatersegen
wollten allsobald erbitten.

Roter Mohn und blaue Raden
duckten sich ins Korn,
als des harten Vaters Stimme
loderte in raschem Zorn.

Erika und Glockenblumen
nickten still am Steg,
als sie leidvoll sich die Hände
reichten dort am Scheideweg.

Und die Herbstzeitlosen blühten
blaß und ohne Zahl,
da ein Mädchen trübe sinnend
flüsterte ins welke Tal:

Blumen ihr im Jahreskranze,
waret hold und schlicht
meiner Liebe Stundenzeiger,
Blumen, ihr verrietets nicht.
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Die junge Birke

(Birkchen im Herbst) Weiß und gelb wie eine Kerze
stehst du, schlankes Birkenbäumlein.
Sind die tausend goldnen Blätter
tausend goldne Sommerträumlein?

Oder bist du ein verzaubert
Königskind in güldner Krone?
Kamst du windverweht und irrend
fern aus blauer Märchenzone?

Wie die Nebel still und lauernd
um das blonde Birklein schleichen!
Wie die Nordlandwinde stürmisch
ihm ihr Werbeliedlein geigen!

Birkchen, traue nicht den beiden,
stehen in gar schlimmem Sold!
Ach, zu spät! Aus deiner Krone
leise tropft dir schon das Gold.
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Ein Gotteslächeln

Fahrenkraut und Vogelbeeren
säumten meine Wanderstraße,
Gräser, grau und ohne Duft.
Blätter sanken aus der Luft,
Blätter lagen stille im Grase.

Da - von seiner Wolkendecke
hob der Herrgott einen Zipfel.
Sieh, da lachte rings die Flut,
und ich ging auf goldner Spur,
golden waren Stamm und Wipfel.

Von dem lieben Gotteslächeln
fing ich mir ein Stückchen ein.
Wills im Herzen treulich wahren,
wenn die wilden Stürme fahren,
trag ich seinen goldnen Schein.
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Elegie

Überm Bergwald, über Dorf und Weiher
hängt des Nebels grauer Urweltschleier.
Hängt in zackig aufgereckten Bäumen,
die entlaubt vom letzten Lenze träumen.
Schweigen fröstelt weit im dumpfen Raum,
das verhängte Bächlein flüstert kaum.
Schemengleich auf die vertraute Halde
tritt ein Reh und flieht zurück zum Walde
ohne Laut und ohne Spur. Zwei Dohlen
hocken im Geäst der alten hohlen
Donnereiche – dunkle Trauermale.
Hinterm Walde wimmert aus dem Tale
dünn ein Glöcklein. Wie die arme Seele
eines Gottverlassnen, die sich quäle,
einen Strahl der Gnade noch zu finden.
Herr, vergib den Seelen ihre Sünden!
Laß dein Auge leuchten auf der Erde,
daß sie gut und blühend wieder werde!
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Herbstnebel

Hinterm Damm auf Bruch und Wiese
liegt ein weißer Nebelsee.
Junge Pappelreihen ragen
wie die Kerzen um den Schragen
golden in die graue Höh.

In dem Kranz der gelben Wipfel
um den stillen Zaubersee
hocken stumm im schwarzen Kleide
Krähen, sinnen Leide, Leide!
Birgt die weiße Flut ein Weh?

Ob der Sommer, schlafestrunken,
taumelnd ist hineingesunken
in den abgrundstillen See
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Herbstwald

Wald, wie ist dein Sterbekleid
ach so bunt und wunderschön!
Freust du dich denn aufs Vergehn?
Oder will in heißen Gluten
stummen Schmerzes sich verbluten
deine Sommerherrlichkeit?
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Im Blätterfall

Moderduft aus feuchtem Grunde,
Blätterfall in grauer Stunde
geistern um die stille Gartenbank.
Sommerglück und holdes Scherzen
löschten aus wie lichte Kerzen,
seit der feuchte Nebel niedersank.

Im Spalier der Gartenlaube
hängt noch eine welke Traube,
und vom Nussbaum tropft die letzte Frucht.
Schwermut hockt vor allen Toren.
Stumm das Stärlein, das verloren
noch im Staudenbeet nach Kerfen sucht.

Und die müden Blätter schweigen,
wenn sie aus den Wänden schleichen,
wo der wilde Wein in Flammen steht.
Siehe, mit den welken Blättern
schreibt der Herbst in bunten Lettern
seinen Namen auf das Gartenbeet.
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Im Nebeltuch

Vom Strom herüber wehts in nassen Schleiern,
graukalte Nebel ziehen schwer und still.
Gleichwie ein Bahrtuch hängts in dumpfen Lüften,
bereit, zu decken, was nun sterben will.

Sein kaltes Ende will auch mich umschlingen
und scheint zu winken dir: du Menschenkind
am Gartenzaune dort, was stehst du trübe?
Weich sind des Todes Schleier, kühl und lind!

Und fröstelnd zieh ich enger um die Schultern
das Tuch, und unversehens wird mir bang,
als hätt`ins blasse Antlitz ich gesehen
dem Tod auf seinem Herbstesschnittergang.
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Novembernebel

Stumm und drohend steht die Nebelwand
zwischen mir und jedem warmen Licht.
Sucht den Riegel eine Geisterhand,
und sie findet Schloß und Türe nicht?

Wirf herab den goldnen Schlüssel doch,
liebe Sonne an die Nebelwand!
Aus der goldgefügten Ampel Joch
strömt das Licht nun in gelobtes Land.
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Nun, Bauer eile dich (1)

Nun, Bauer, eile dich, räum` ab das Feld
und hol das letzte Grummet von den Wiesen!
Sieh Schloß und Riegel nach und ob der Laden hält,
ob auch am Speicher alle Luken schließen.

Hörst du die Halgans hoch im Nebelmeer?
Die schwarze Eins, die dort am Himmel zieht,
sie wandert rufend vor dem Winter her.
Bald pfeift der raue Nord sein wildes Lied.

Nun richte deinem Hund das warme Bett
und schür den Ofen an in deiner Stube.
Den Tabak stell` bereit am Ofenbrett,
den Sessel mit der flachgedrückten Grube.

Und gabst du vom gesegneten Gewinn
dein Scherflein noch, des Nächsten Not zu lindern,
so magst du mit zufrieden heiterm Sinn
durch`s Fenster schaun: So Herr, nun laß es wintern!
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Nun, Bauer, eile dich! (2)

Nun, Bauer, eile dich, räum ab das Feld
und hol das letzte Grummet von den Wiesen!
Sieh Schloß und Riegel nach und ob der Laden hält,
ob auch am Speicher alle Luken schließen.

Hörst du die Halgans hoch im Nebelmeer?
Die schwarze Eins, die dort am Himmel zieht,
sie ruft den Winter aus, eilt vor ihm her.
Bald pfeift der rauhe Nord sein wildes Lied.

Nun richte deinem Hund das warme Bett,
und schür den Ofen an in deiner Stube.
Den Tabak stell bereit am Ofenbrett,
den Sessel mit der flachgedrückten Grube.

Und gabst du vom gesegneten Gewinn
dein Scherflein noch, des Nächsten Not zu lindern,
so magst du mit zufrieden heiterm Sinn
durchs Fenster schaun: So, Herr, nun laß es wintern!
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Späte Aster

Weiße Aster dort auf meinem Spinde,
sag, was blühst du so spät im Jahr?
Hast du dich versäumt im Spiel der Winde?
Träumst du, da Zeit zu blühen war?

Hielst du dich, ein trotzig Kind, zur Seiten
bei der Schwestern buntem Reigenspiel?
Einen Sommer lang in alle Weiten
warf die Sonne ihres Goldes viel.

Nun die grauen Nebelwölfe schleichen,
wachst du auf, doch dir ins Stirnband fällt
nur der Silberreif, der tötet. Deine bleichen
Blüten wissen nur vom Leid der Welt.

" Meine Schwestern all, die blauen, gelben, roten,
sind dem Leben, das sich freut, geschenkt.
Ich nur blühe für den Tag der Toten,
der mich fromm in Friedhoferde senkt."

Blume ,die von tausend ohne Wanken
treu - ich weiß bedrückt mit eins bei deinem Bild,
wie von tausend eilenden Gedanken
ach nur einer meinen Toten gilt.
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Stürme der Nacht

(auch als" Wie böse Gespenster" unter Herbst) Vor Tür und Fenster
wie böse Gespenster
brausen die nächtlichen Stürme dahin.
Sie fahren und rasen
die endlosen Straßen,
als hätt` ihnen Flügel die Hölle verlieh`n!

Sie schlagen an Scheiben
und können nicht bleiben
und folgen den andern im flüchtenden Graus.
Da löscht in den Heimen
das Licht in den Räumen!
Bliesen die S t ü r m e das Lampenlicht aus?

Jungmütter, sie biegen
sich sanft über Wiegen
und trösten den süßen weinenden Wicht:
Sei ruhig, mein Bübchen,
in unser Stübchen
dürfen die bösen Wauwinde nicht!
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Sturmgepeitschte Nacht

Draußen weint die sturmgepeitschte Nacht
und ihr Weinen hat mich um den Schlaf gebracht,
Ihre Tränen pochen an mein Fenster
wie der Finger leiser Nachtgespenster.
Wie ein dunkles ungeheures Leid
steht die Regennacht vor Raum und Zeit.
Stiegen wieder aus versteckten Tiefen
alle Seufzer, die nach Rettung riefen
je und je, nun zum Orkan geballt?
Wie es stöhnt und brausend wiederhallt!
Um Erlösung einen Gott bestürmt!
Weltenschöpfer, der die Wogen türmt
und dem Sturm gebietet, hebe deine Hand:
Schweiget, Stürme! Friede über Meer und Land!
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Vöglein Ohneglück

Zip, zip! Im herbstlich fahlen Busch
ein Vögelein hüpft risch und rusch
im Laube auf und ab, zip zip!
Es huscht wohl hin und huscht wohl her,
ob noch ein Stück zu finden wär
vom schönen Sommerglück, zip, zip!

So klagend klingt das Stimmchen fast,
als sucht`ein Seelchen seine Rast
in ahnungsbanger Not.
Du liebes Vöglein Ohneglück,
dir helfe Gott ins Licht zurück
durch Winternacht und weißen Tod!
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Wenn die grauen Tage kommen

Kalt und nebelgrau die Lüfte
und kein Blümlein auf der Flur.
Sonne ging, und alle Düfte
nahm sie mit auf blasser Spur.

Herz, mein Herz, auch deine Blüten
welkten, und dein Sommer ging.
Glanz und Glück sind schwer zu hüten,
und auf ewig währt kein Ding.

Wenn die grauen Tage kommen,
wo kein Strahl die Stunde misst
und kein Lachen mehr will frommen –
wehe dem, der ungut ist!
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Wenn die Herbstzeitlosen blühen (1)

Schau, der Winter greift nun bald zum Steuer!
Weitum lodern die Kartoffelfeuer,
und ihr steiler Rauch ist sein Fanal.
Abendnebel steigt aus feuchter Erde,
schweigend ziehen heimwärts Hirt und Herde,
und die Zeitenlose blüht im Tal.

Auf den herbstlich fahlen Weideplätzen
liegen hingestreute Nebelfetzen,
wie herausgerissen aus dem Grau der Zeit.
Oder war Frau Sorge da gegangen
und in dürrem Schlehdorn blieben hangen
mit dem dünnen grauverblaßten Kleid?
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Wenn die Herbstzeitlosen blühen (2)

Ach, der Winter greift nun bald zum Steuer!
Weitum lodern die Kartoffelfeuer,
und ihr steiler Rauch ist sein Fanal.
Abendnebel steigt aus feuchter Erde,
schweigend ziehen heimwärts Hirt und Herde,
und die Zeitenlose blüht im Tal.

Auf den herbstlich fahlen Weideplätzen
liegen Nebeltücher, wie in Fetzen
hingestreut von einer Geisterhand.
Ob vielleicht Frau Sorge da gegangen
und im dürren Schlehdorn blieben hangen
mit dem grau- verschlissenem Gewand?
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Wenn die Schwalben gehn

Und es drückt mirs Gemüt
und es ist mir nit leicht,
wie der Frühling verblüht
und der Sommer verbleicht.

Wenn die Schwalben verlassen
ihr Nest unterm Dach,
dann wird in den Gassen
der Herbstwind schon wach.

Dann muß ich wohl wandern,
muß wandern so weit,
und mein Schatz nimmt den Andern
wenn’s frieret und schneit.
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Wie böse Gespenster

Vor Türe und Fenster
wie böse Gespenster
brausen die nächtlichen Stürme dahin.
sie fahren und rasen
die endlosen Straßen,
als hätt ihnen Flügel die Hölle verliehn!

Sie schlagen an Scheiben
und können nicht bleiben
und folgen den andern in flüchtenden Graus.
Da löscht in den Heimen
das Licht in den Räumen!
Bliesen Gespenster das Lampenlicht aus?

Jungmütter, sie biegen
sich sanft über Wiegen
und trösten den süßen, weinenden Wicht:
Sei ruhig mein Bübchen,
in unser Stübchen
dürfen die bösen Wauwinde nicht!
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Wodans Wilde Jagd

Es fahren die Stürme um Giebel und Türme
und schmettern die Ziegel hinab in den Sand.
Hat Wodan, der wilde, die heulende Gilde
der Sturmwölfe, hussa! zum Jagen gesandt!

Sie rütteln und reißen an Riegel und Eisen
und reiten Geländer und Zäune entzwei.
Sie stürzen die Schlote, sie kippen die Boote
und heulen in Luken und rasen vorbei.

Das Wild in den Wäldern, in Felsen und Feldern,
es birgt sich verstört an schützendem Ort.
Und Habicht wie Taube im wogenden Laube,
sie krallen sich fester im heimischen Hort.

Und hat sich verspätet ein Wanderer, er betet
und denkt einer Stube voll Wärme und Licht.
Wild reiten die Stürme um Giebel und Türme
und heulen der weinenden Nacht ins Gesicht.
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