Ach, wär ich noch klää!
( Westpfälzer Mundart )
Ach, wär ich nor nochemol klää
un kennt meine Weg wirrer gäh !
Nor misst ich aach wisse noch, wo ich geerrt
un wo mer e gurer Vorsatz verderrt.
Ach, das wär schää !
Un gängs iwer Stock , iwer Stää,
ich mecht meine Weg wirrer gäh!
Awer hell misst er sei un warem vun Lieb,
wie domols im Dälche! Kä Himmel war trieb,
ich war jo noch klää!
Bloßkeppig deet ich im Räh
noch laafe met flinke Bää.
Ich det mich net finne losse vum Lääd,
wo`s Glick ähm doch iwerall suche deet.
Ach, wär ich nor nochemol klää!
Wie schää wärs, wie schää - .
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Das entsprungene Träumlein
Ein Träumlein war mir eben
Sacht aus der Hand geschlüpft.
Und eh ich’s fing,
das flirre Ding
war es davon gehüpft.
Im Garten unter Stauden,
da birgt es sich und neckt:
So fang mich doch,
da bin ich noch!
Aha, ich hab’s entdeckt!
Doch nein, es ist entflattert!
Wart, Schelmending, pass auf:
Ich fange dich
und hange dich
am Hosenbödchen auf!
Das mondscheinblaue Mützchenlugt
dort ein Zipfel nicht?
Ich muß auf Zeh`n
und leise gehen-.
Fort ist der kleine Wicht!
Dort unter dem Rhabarber
liegts auf dem Bauch und lacht!
Geh, Träumlein du,
komm doch herzu,
wirst naß vom Tau der Nacht!
Da kletterts wie ein Wiesel
flink auf die Tanne dort.
Es niest und ruft:
Puh, Morgenluft!
Und hoppsa! Ist es fort.
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Der betrogene Spitz
" Spitzchen, ei, was guckst du mürrisch
in den schönen Sommertag?"
" Laß mich Philax, einem schlimmen
Handel denk ich zornig nach."
" Warst du an die Wurst geraten,
und sie kriegten dich, du Tapp?"
" Nein, Mariechens Butterbrötchen
roch so gut, ich nahms ihm ab.
Hinterm Schuppen wollt ich friedlich
es verspeisen, doch da kam
Nachbars falscher Mohr gelaufen,
der es ungefragt sich nahm.
Als ich ihm die Meinung sagte,
diesem rabenschwarzen Hund,
zauste er mir grob die Haare
biß mir gar die Pfote wund.
In die Wolken könnt ich heulen
meine Bitterkeit und Not,
ich, der Spitz, bekam die Hiebe
und der Mohr das Butterbrot."
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Der Nesthock
Ach, mein Kleiner macht mir Sorgen,
kommt nicht richtig mit!
Wird der Sperber dich mal holen,
kleiner Zittziwitt!
Tummle dich und reck die Glieder,
sei auf deiner Hut!
Marder, Katz und Habicht lauern
auf dein junges Blut.
Nur was tüchtig ist und tapfer
hält dem Leben stand.
Stähl die Schwingen, lieber Nesthock,
daß sie tragen über Land!
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Des Krügleins Schlaganfall
Ein Krüglein ging zum Brunnen,
wohl hundertmal und mehr.
Ein alter Kellerschlüssel
ging treulich nebenher.
Der war vom vielen Greifen
gar hell und glattgewetzt,
entsprechend seinem Alter
auch weise und gesetzt.
Zum Kruge sprach der Schlüssel:
Das tut nicht gut mein Sohn!
Du gehst zu oft zum Brunnen
du kriegst den Schlag davon.
Das Krüglein aber lachte.
Wie Krüglein einmal sind,
schlug es die weise Mahnung
beharrlich in den Wind.
Zum Brünnlein gings im Keller;
das Krüglein trank und trank,
bis ihm dass Bäuchlein schwappte
und sacht es niedersank.
Doch einmal wars gestolpert
und fiel - und brach im Knall.
Da rief der Kellerschlüssel:
Siehst du, der Schlaganfall!
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Im Schlafhemdchen
Mutter, könnte ich doch fliegen
wie der Vogel Federleicht!
O, da fing der böse Habicht
grad mein Büblein sich vielleicht!
Ei, so möchte ich flink, ein Eichhorn,
turnen Baum hinauf, hinab!
Marder kann das Eichhorn fangen -
aus mit Husch und knabberdiknapp.
Dann ein Reh? Da könnt ich springen
übern hohen Busch im Wald.
Rehlein tät zu Tod erschrecken,
wenn des Jägers Büchse knallt.
Ach, - ich will dann lieber bleiben
doch bei dir, mein Mütterlein.
Ja, das halt ich auch fürs beste.
Bet nun schön und schlafe ein.
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In Mutters Stübele
In Mutters Stübele, da geht der hm hm hm,
in Mutters Stübele da geht der Wind.
Da friert das Michelchen, das arme hm hm hm,
da friert das Michelchen das arme Kind.
Die Mutter jagt den Wind zur Türe hm hm hm,
die Mutter jagt den Wind zur Tür hinaus.
Da geht der böse Wind ins Nachbar hm hm hm,
da geht der böse Wind ins Nachbarhaus.
Die Mutter schenkt uns jetzt ein rotes hm hm hm,
die Mutter schenkt uns jetzt ein rotes Ei.
Ich sage danke schön und du sagst hm hm hm,
ich sage danke schön und du sagst: Zwei.
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Karo sucht den Fuchs
Hinterm Garten, ei du Schrecken,
raschelts in den Hollerhecken!
Kommt der böse Fuchs gegangen,
um ein Brätlein sich zu fangen?
Hat den Hahn mir erst gestohlen,
will er nun mein Hühnchen holen?
Bringt den Karo her geschwinde,
dass er schnell den Fuchs mir finde!
Komm, ich mach dir`s Türchen auf,
such das Füchschen, Karo lauf!
Karo bellt und läuft hinaus,
schnuppert Weg und Hecken aus.
Und was bringt mein Hundchen her?
Bübchens braunen Teddybär!
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Kinder und Quellen
Es sprudeln die Quellen
bei Tag und Nacht;
die kleinen, die hellen,
wispernden Wellen!
Wie silbern das jubelt und lacht!
Sie wollen sich haschen,
die Wellchen die raschen,
und stolpern und stoßen sich an.
Sie spielen mit kleinen
geschliffenen Steinen
und laufen sich kichernd voran.
hr munteren Quellen,
den Kindern wie gleicht ihr,
den kleinen den schnellen,
holdseligen, hellen.
Aus Urgründen steigt ihr.
In euerer Kleinheit
noch haftet ein Ahnen
verschütteter Bahnen,
von Urquell und Reinheit.
Ihr quellfrischen Kinder,
ihr kindhaften Quellen,
wie bald euch die schnellen,
taufrischen hellen
Jahre vergehn!
Und werdet ihr später
die Mühlenräder
des Tages erst drehn,
dann ist's um die sorglos
selige Kindheit geschehn.
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Miezchen ging auf Mäusefang
Sieh, was schleicht den Zaun entlang,
grau mit weißem Lätzchen?
Ei , mein kleiner Leisegang,
gehst du schon auf Mäusefang
mit den runden Tätzchen?
Mäuschen, schlüpf in deinen Bau,
Kätzchen will dich fangen!
Da – ein Satz , ein dünnes Au !
Nein, ein Spätzlein stiebt ins Blau,
läßt ein Flüglein hangen!
Miezchen steht und sieht ihm nach
über Bach und Hügel :
Was mein Kätzchen denken mag?
Kätzchen denkt wohl: Ei du Schlag,
Mäuschen hatte Flügel!
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Scharrebein und Schleichepfot
„Ach, Henne Scharrebein, ich muß gestehn,
ich hab noch selten solchen Fuß gesehn
wie deinen, mit so ungeschlachten Zeh`n!
Du weißt doch: Grobe Füße, grober Sinn.
Sieh meine Pfötchen, zart mit Samt bedeckt!“
„Geh, Mieze Schleichepfot und Glattgeleckt,
geh mir vom Weg, mir graut! Im Samt versteckt
birgst du geschliffne Dolche, Mörderin!“
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Unser Häuschen sah ich weinen
Heut am Mittag – sollte man es meinen –
heute sah ich unser Häuschen weinen!
Über seine blanken Fensteraugen
sah ich bei des Regensturmes Fauchen
helle Tränen laufen ohne Zahl.
Unterm Schirme vor geschloßnem Tore
standen wir. Aus engem Regenrohre
in die Rinne schäumten Wasserwellen.
Und den Teich, wo nachts die Unken bellen,
peitschten Regenschnüre, grau wie Stahl.
Still im Stübchen konnten dann geborgen
wir dem Aufruhr in den Lüften horchen.
Schau, nun lacht die Sonne in die Scheiben!
Wer wird noch im engen Stübchen bleiben!
Sieh die bunte Brücke über Wald und Tal!
Frisch gewaschen lacht mit einemal
Unser Häuschen nun im Sonnenstrahl.
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Vom kleinen Daumenlutsch
Leis im Hemdchen kommt ein Träumchen:
Ei, wer lutscht denn da am Däumchen?
Träumlein hebt sich auf die Zehen,
will das Daumenlutschel sehen.
Kommt des Schlafes Engelein:
Bübchen, laß das lutschen sein,
sollst aus meinem Krüglein trinken
wenn die Gottessternlein blinken.
Englein wiegt im Mondenschein
unser liebes Kindchen ein.
Und das Träumlein zieht ihm sacht
klack das Däumchen raus und lacht:
Ätsch, klein Bübchen! Gute Nacht!
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Wenn Zwei sich streiten
Es war mal eine Krähe
und auch ein kleiner Hund.
So mager war die eine,
der andre nudelrund.
Mal flog zum Küchenfenster
ein Endchen Wurst heraus.
„Halt, Möpschen“, rief die Krähe
und holte sich den Schmaus,
„laß mir den guten Happen,
du bist schon fett genug.“
„Was fällt dir ein“, knurrt Möpschen,
„ich glaub du bist nicht klug!
Die Wurst gehört dem Hunde,
so ist's in aller Welt!“
Er zaust die alte Krähe,
bis ihr die Wurst entfällt.
Und wie sie wütend streiten
mit Krächzen und Gebell,
schleicht sich herzu die Katze
und nimmt das Bissen schnell.
Da haben Hund und Krähe
ein dumm Gesicht gemacht
und wissen, wenn Zwei streiten,
daß dann der Dritte lacht.
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Wiesen, wo sind eure Blumen?
Wiesen, wo sind eure Blumen,
eure bunten, hingekommen ?
Hat auf seine Nordlandreise
jüngst der Sommer mitgenommen.
Wo ist euer Gras geblieben,
euer grünes, grünes Gras ?
Sense hat es abgeschnitten,
Scheiding, der September, sah`s
Ei, so gab dafür der Gilbhart
lila Tupfen euch ins Kleid.
Gab zur Kurzweil euch die Herden
und die muntre Hütezeit.
Gilbhart lässt die Herden rupfen
unser kurzgeschoren Haar.
Lenzing lässt es wieder wachsen,
grün und seiden, übers Jahr.
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Zwischenfall
Zwischen Nacht und Morgen
liegt ein Wiesenfleck,
tanzen drauf die Elfen;
Kobold möchte helfen,
greift ein Elflein keck.
Ei das gibt ein Zetern!
„Kobold! Garstig Ding!
Weg mit dir, sonst binden
wir mit Weid` und Winden
dich zum Besenring!“
Kobold vor den Püffen
zieht die Schultern ein;
Muß in Haselhecken
eilend sich verstecken,
schimpft heraus : „Gemein!
Freche Flügelwische!
Krieg euch doch einmal!“
Kobold will in Tücken
sich nach Steinen bücken, -
lugt die Sonn` ins Tal.
Huschehopp - verschwunden
ist der Elfenreihn!
Kobold hulterdipulter
über Kopf und Schulter
purzelt hinterdrein.
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