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Arthur Schopenhauer 41-80
41 Es ist töricht, eine gute Stunde sich zu verderben aus Verdruss über das Vergangene oder Besorgnis wegen des Kommenden.
42 Dass die niedrigste aller Tätigkeiten die arithmetische ist, wird dadurch belegt, dass sie die einzige ist, die auch durch eine Maschine ausgeführt werden kann. Nun läuft aber alle analysis finitorum et infinitorum im Grunde doch auf Rechnerei zurück. Danach bemesse man den „mathematischen Tiefsinn“.
43 Man wird in der Regel keinen Freund dadurch verlieren, dass man ihm ein Darlehen abschlägt, aber sehr leicht dadurch, dass man es ihm gibt.
44 Der Heiterkeit sollen wir, wann immer sie sich einstellt, Tür und Tor öffnen, denn sie kommt nie zur unrechten Zeit.
45 Schönheit ist ein offener Empfehlungsbrief, der die Herzen im voraus für uns gewinnt.
46 Alle Verliebtheit, wie ätherisch sie sich auch gebärden mag, wurzelt allein im Geschlechtstriebe, ja ist durchaus nur ein näher bestimmter, spezialisierter, wohl gar im strengsten Sinne individualisierter Geschlechtstrieb.
47 Der Wechsel allein ist das Beständige.
48 Vom Standpunkte der Jugend aus gesehen, ist das Lebe eine unendlich lange Zukunft, vom Standpunkte des Alters aus eine sehr kurze Vergangenheit.
49 Beklagte man ehemals die Schuld der Welt, so sieht man jetzt mit Grausen auf die Schulden der Welt.
50 Die Wichtigkeit der Gegenwart wird selten sofort erkannt, sondern erst viel später.
51 Das fortwährende Dasein des Menschengeschlechts ist bloß ein Beweis der Geilheit desselben.
52 Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt.
53 Die Heiterkeit des Sinnes belohnt sich augenblicklich selbst.
54 Infolge langer Erfahrung hat man aufgehört, viel von den Menschen zu erwarten.
55 Einer sei jung, schön, reich und geehrt, so fragt sich, wenn man sein Glück beurteilen will, ob er dabei heiter sei; ist er hingegen heiter, so ist es einerlei, ob er jung oder alt, gerade oder bucklig, arm oder reich sei, er ist glücklich.
56 Also, wer erwartet, dass in der Welt die Teufel mit Hörnern und die Narren mit Schellen einhergehn, wird stets ihre Beute oder ihr Spiel sein.
57 Jedes Tier hat seinen Intellekt offenbar nur zu dem Zweck, dass es sein Futter auffinden und erlangen könne … Nicht anders verhält es sich mit dem Menschen; nur dass die größere Schwierigkeit seiner Erhaltung und die unendliche Vermehrbarkeit seiner Bedürfnisse hier ein viel größeres Maß von Intellekt nötig gemacht hat.
58 Den Anfechtungen deiner Sinnlichkeit siehe lachend so zu wie der Ausführung eines gegen dich verabredeten, dir aber gesteckten Schelmenstreichs.
59 Höflichkeit ist Klugheit, folglich ist Unhöflichkeit Dummheit.
60 Das macht die gewöhnlichen Leute so gesellig und akkomodant: Es wird ihnen nämlich leichter, andere zu ertragen als sich selbst.
61 Ethik kann so wenig zur Tugend verhelfen, als eine vollständige Ästhetik lehren kann, Kunstwerke hervorzubringen.
62 Das ganze Wesen der Welt abstrakt, allgemein und deutlich in Begriffen zu wiederholen und so als reflektiertes Abbild in bleibenden und stets bereitliegenden Begriffen der Vernunft niederzulegen: Dieses und nichts anderes ist Philosophie.
63 Meditieren: Nachdenken ohne methodisches Denken.
64 Durch das, was wir tun, erfahren wir bloß, was wir sind.
65 Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens.
66 Alle wahre und reine Liebe ist Mitleid, und jede Liebe, die nicht Mitleid ist, ist Selbstsucht.
67 Einsamkeit ist das Los aller hervorragender Geister.
68 Was dem Herzen widerstrebt, lässt der Kopf nicht ein.
69 Der Wille, als das Ding an sich, macht das innere, wahre und unzerstörbare Wesen des Menschen aus: an sich selbst ist er jedoch bewusstlos.
70 Schwierige und pomphafte Phrasen verhüllen winzige, nüchterne oder alltägliche Gedanken.
71 Bescheidenheit bei mittelmäßigen Fähigkeiten ist bloße Ehrlichkeit; bei großen Talenten ist sie Heuchelei.
72 Die Heiterkeit und der Lebensmut unserer Jugend beruht zum Teil darauf, dass wir, bergauf gehend, den Tod nicht sehen; weil er an Fuß der anderen Seite des Berges liegt.
73 Wir sollten stets eingedenk sein, dass der heutige Tag nur einmal kommt und nimmer wieder.
74 Dass ein Unglücksfall uns weniger schwer zu ertragen fällt, wenn wir zum voraus ihn als möglich betrachtet und, wie man sagt, uns darauf gefasst gemacht haben, mag hauptsächlich daher kommen, dass, wenn wir den Fall, ehe er eingetreten, als eine bloße Möglichkeit mit Ruhe überdenken, wir die Ausdehnung des Unglücks deutlich und nach allen Seiten übersehen und so es wenigstens als ein endliches und überschaubares erkennen.
75 Jedes überflüssige Wort wirkt seinem Zweck gerade entgegen.
76 Der individuelle Charakter ist angeboren. Er ist kein Werk der Kunst oder der dem Zufall unterworfenen Umstände, sondern das Werk der Natur selbst. Er offenbart sich schon im Kinde, zeigt dort im Kleinen, was er künftig im Großen sein wird.
77 Ist einer heiter, so ist es einerlei, ob er jung oder alt, gerade oder bucklig, arm oder reich sei, er ist glücklich.
78 An einem jungen Menschen ist es in intellektueller und auch in moralischer Hinsicht ein schlechtes Zeichen, wenn er im Tun und Treiben der Menschen sich recht frueh zurechtfinden weiß, sogleich darin zu Hause ist und wie vorbereitet in dasselbe eintritt: Es kündet Gemeinheit an. Hingegen deutet in solcher Beziehung ein befremdetes, stutziges, ungeschicktes und verkehrtes Benehmen auf eine Natur edlerer Art.
79 Das Neue ist selten das Gute, weil das Gute nur kurze Zeit das Neue ist.
80 Den deutschen Schriftstellern würde durchgängig die Einsicht zustatten kommen, dass man zwar womöglich denken soll wie ein großer Geist, hingegen dieselbe Sprache reden wie jeder andere. Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge. Aber sie machen es umgekehrt. Wir finden sie nämlich bemüht, triviale Begriffe in vornehme Worte zu hüllen und ihre sehr gewöhnlichen Gedanken in die ungewöhnlichsten Ausdrücke.