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Caesar: De Bello Gallico - commentarius secundus

1. Cum esset Caesar in citeriore Gallia [in hibernis], ita uti supra demonstravimus, crebri ad eum rumores adferebantur litterisque item Labieni certior fiebat omnes Belgas, quam tertiam esse Galliae partem dixeramus, contra populum Romanum coniurare obsidesque inter se dare. Coniurandi has esse causas: primum quod vererentur ne, omni pacata Gallia, ad eos exercitus noster adduceretur; deinde quod ab non nullis Gallis sollicitarentur, partim qui, ut Germanos diutius in Gallia versari noluerant, ita populi Romani exercitum hiemare atque inveterascere in Gallia moleste ferebant, partim qui mobilitate et levitate animi novis imperiis studebant; ab non nullis etiam quod in Gallia a potentioribus atque iis qui ad conducendos homines facultates habebant vulgo regna occupabantur; qui minus facile eam rem imperio nostro consequi poterant. 1. Während Caesar sich im diesseitigen Gallien aufhielt und, wie wir oben berichteten, das Heer im Winterlager lag, drangen immer häufiger Gerüchte zu ihm, die durch Briefe des Labienus bestätigt wurden, daß sich alle Belger, die, wie erwähnt, einen der drei Teile Galliens bewohnen, gegen das römische Volk zusammenschlössen und untereinander Geiseln austauschten. Die Gründe für die Verschwörung waren folgende:Erstens fürchteten sie, daß nach der Unterwerfung des gesamten übrigen Galliens unser Heer gegen sie geführt würde, zweitens wurden sie von einigen Galliern in Unruhe versetzt, teils weil diese zwar dagegen gewesen waren, daß die Germanen länger in Gallien blieben, jedoch auch schlecht ertrugen, daß das Heer des römischen Volkes in Gallien überwinterte und auf die Dauer dort blieb, teils weil sie einen Umsturz herbeizuführen suchten, da sie von Natur aus unbeständig und leichtfertig sind. Da in Gallien oft mächtige Männer, die die Möglichkeit hatten, eine Gefolgschaft zu bilden, die Führung eines Stammes an sich rissen, versuchten einige auch deshalb Unruhe zu erregen, weil dies unter unserer Herrschaft nicht mehr so leicht möglich wäre.
2. His nuntiis litterisque commotus Caesar duas legiones in citeriore Gallia novas conscripsit et inita aestate in ulteriorem Galliam qui deduceret Q. Pedium legatum misit. Ipse, cum primum pabuli copia esse inciperet, ad exercitum venit. Dat negotium Senonibus reliquisque Gallis qui finitimi Belgis erant uti ea quae apud eos gerantur cognoscant seque de his rebus certiorem faciant. Hi constanter omnes nuntiaverunt manus cogi, exercitum in unum locum conduci. Tum vero dubitandum non existimavit quin ad eos proficisceretur. Re frumentaria provisa castra movet diebusque circiter XV ad fines Belgarum pervenit. 2. Die Berichte und Briefe veranlaßten Caesar, zwei neue Legionen im diesseitigen Gallien auszuheben und zu Beginn des Sommers dem Legaten Q. Pedius den Auftrag zu geben, sie in das Innere Galliens zu führen. Er selbst kam zum Heer, sobald die Versorgung mit Futter in Gang gekommen war. Die Senonen und die übrigen Gallier an der Grenze zu den Belgern erhielten von Caesar den Auftrag, auszukundschaften, was bei den Belgern geschehe, und ihm darüber zu berichten. Aus allen ihren Nachrichten ging immer wieder hervor, daß die Belger Truppen zusammenzögen und das Heer an einem Ort versammelten. Da nun glaubte Caesar, mit dem Aufbruch gegen die Belger nicht länger zögern zu dürfen. Nachdem er für den Getreidenachschub vorgesorgt hatte, brach er nach elf Tagen auf und gelangte in etwa 15 Tagen an die Grenzen des belgischen Gebietes.
3. Eo cum de improviso celeriusque omnium opinione venisset, Remi, qui proximi Galliae ex Belgis sunt, ad eum legatos Iccium et Andebrogium, primos civitatis, miserunt, qui dicerent se suaque omnia in fidem atque potestatem populi Romani permittere, neque se cum reliquis Belgis consensisse neque contra populum Romanum coniurasse, paratosque esse et obsides dare et imperata facere et oppidis recipere et frumento ceterisque rebus iuvare; reliquos omnes Belgas in armis esse, Germanosque qui cis Rhenum incolant sese cum his coniunxisse, tantumque esse eorum omnium furorem ut ne Suessiones quidem, fratres consanguineosque suos, qui eodem iure et isdem legibus utantur, unum imperium unumque magistratum cum ipsis habeant, deterrere potuelint quin cum iis consentirent. 3. Als Caesar dort überraschend und schneller als erwartet eintraf, schickte der belgische Stamm der Remer, der an der Grenze zu Gallien lebt, Iccius und Andecumborius, die Führer ihres Stammes, als Gesandte zu Caesar, um ihm zu sagen, die Angehörigen ihres Stammes unterstellten sich und ihren ganzen Besitz dem Schutz und der Herrschaft des römischen Volkes; sie stimmten mit den übrigen Belgern nicht überein und seien auch in keiner Weise an der Verschwörung gegen das römische Volk beteiligt. um ihm zu sagen, die Angehörigen ihres Stammes unterstellten sich und ihren ganzen Besitz dem Schutz und der Herrschaft des römischen Volkes; sie stimmten mit den übrigen Belgern nicht überein und seien auch in keiner Weise an der Verschwörung gegen das römische Volk beteiligt. Sie seien bereit, ihm Geiseln zu stellen und seine Aufträge auszuführen, ebenso auch sein Heer in ihre Städte aufzunehmen und mit Getreide und anderem Notwendigem zu versorgen. Alle übrigen Belger stünden unter Waffen, und die Germanen, die diesseits des Rheins lebten, hätten sich mit ihnen vereinigt. Die Erregung sei so groß, daß sie, die Remer, nicht einmal die Suessionen ,- von einer Verständigung mit den Belgern hätten abschrecken können, obwohl sie Brüder und Verwandte der Remer seien, die dieselbe Rechtsordnung wie sie und im Krieg einen gemeinsamen Oberbefehl, im Frieden eine gemeinsame Regierung hätten.
4. Cum ab iis quaereret quae civitates quantaeque in armis essent et quid in bello possent, sic reperiebat: plerosque Belgos esse ortos a Germanis Rhenumque antiquitus traductos propter loci fertilitatem ibi consedisse Gallosque qui ea loca incolerent expulisse, solosque esse qui, partum nostrorum memoria omni Gallia vexata, Teutonos Cimbrosque intra suos fines ingredi prohibuerint; qua ex re fieri uti earum rerum memoria magnam sibi auctoritatem Illagnosque spiritus in re militari sumerent. De numero eorum omnia se habere explorata Remi dicebant, propterea quod propinquitatibus adfinitatibus quo coniuncti quantam quisque multitudinem in communi Belgarum concilio ad id bellum pollicitus sit cognoverint.Plurimum inter eos Bellovacos et virtute et auctoritate et hominum numero valere: hos posse conficere armata milia centum, pollicitos ex eo numero electa milia LX totiusque belli imperium sibi postulare. Suessiones suos esse finitimos; fines latissimos teracissimosque agros possidere. Apud eos fuisse regem nostra etiam memoria Diviciacum, totius Galliae potentissimum, qui cum magnae partis harum regionum, tum etiam Britanniae imperium obtinuerit; nunc esse regem Galbam: ad hunc propter iustitiam prudentiamque summam totius belli omnium voluntate deferri; oppida habere numero XII, polliceri milia armata L; totidem Nervios, qui maxime feri inter ipsos habeantur longissimeque absint; XV milia Atrebates, Ambianos X milia, Morinos XXV milia, Menapios VII milia, Caletos X milia, Veliocasses et Viromanduos totidem, Atuatucos XVIIII milia; Condrusos, Eburones, Caerosos, Paemanos, qui uno nomine Germani appellantur, arbitrari ad XL milia. 4. Als Caesar sich bei ihnen nach den einzelnen Stämmen, der zahlenmäßigen Stärke ihres Heeres und nach ihrer Kampfkraft erkundigte, erfuhr er, daß die meisten Belger von den Germanen abstammten und in der Vergangenheit über den Rhein gekommen waren. Sie hätten sich wegen der Fruchtbarkeit des Bodens dort angesiedelt und die Gallier, die dort lebten, vertrieben. Zur Zeit unserer Väter seien sie die einzigen gewesen, die die Cimbern und Teutonen daran gehindert hätten, in ihr Gebiet einzudringen, als diese das gesamte übrige Gallien verheert hätten. Die Erinnerung daran habe dazu geführt, daß sie großen Einfluß für sich in Anspruch nähmen und sich im Krieg sehr viel zutrauten. Die Remer berichteten, sie hätten alles über ihre zahlenmäßige Stärke erfahren, weil sie auf Grund enger verwandtschaftlicher und freundschaftlicher Beziehungen wüßten, wie viele Leute jeder bei der allgemeinen Versammlung der Belger für diesen Krieg in Aussicht gestellt habe. Die Bellovacer seien die kriegstüchtigsten unter ihnen und den anderen an Bevölkerungszahl und Einfluß überlegen: Sie könnten 100000 Bewaffnete stellen und hätten davon 60000 besonders ausgewählte zugesagt. Dafür forderten sie die Führung im ganzen Krieg. Die Suessionen seien ihre Grenznachbarn und hätten das größte und fruchtbarste Gebiet in Besitz. Noch zu unseren Zeiten sei Diviciacus ihr König gewesen, der mächtigste Mann in ganz Gallien, der nicht nur über einen großen Teil des gallischen Gebietes, sondern auch über Britannien geherrscht habe. Nun sei Galba ihr König. Auf Grund seiner Gerechtigkeit und Klugheit sei ihm mit allgemeiner Zustimmung die Leitung des ganzen Krieges übertragen worden. Die Suessionen besäßen zwölf Städte und sagten die Stellung von 50000 Soldaten zu, ebenso viele wie die Nervier, die bei ihnen selbst als besonders wild gälten und am weitesten entfernt lebten. Atrebaten wollten 15000 Mann stellen, die Ambianer 10000, die Moriner 25 000, die Menapier 9000, die Caleten, Veliocasser und Viromanduer je 10000, die Atuatucer 19000; die Condrusen, Eburonen, Caeroser und Caemanen — sie alle heißen Germanen —stellten vermutlich 40000 Mann.
5. Caesar Remos cohortatus liberaliterque oratione prosecutus omnem senatum ad se convenire principumque liberos obsides ad se adduci iussit. Quae omnia ab his diligenter ad diem facta sunt. Ipse Diviciacum Haeduum magnopere cohortatus docet quanto opere rei publicae comnlunisque salutis intersit manus hostium distineri, ne cum tanta multitudine uno tempore confligendum sit. Id fieri posse, si suas copias Haedui in fines Bellovacorum introduxerint et eorum agros populari coeperint. His [datis] mandatis eum a se dimittit. Postquam omnes Belgarum copias in unum locum coactas ad se venire vidit neque iam longe abesse ab iis quos miserat exploratoribus et ab Remis cognovit, flumen Axonam, quod est in extremis Remorum finibus, exercitum traducere maturavit atque ibi castra posuit. Quae res et latus ullum castrorum ripis fluminis muniebat et post eum quae erant tuta ab hostibus reddebat et commeatus ab Remis reliquisque civitatibus ut sine periculo ad eum portari possent efficiebat. In eo flumine pons erat. Ibi praesidium ponit et in altera parte fluminis Q. Titurium Sabinum legatum cum sex cohortibus relinquit; castra in altitudinem pedum XII vallo fossaque duodeviginti pedum muniri iubet. 5. Caesar bestärkte die Remer in ihrer Haltung, erwiderte ihnen sehr entgegenkommend und forderte ihren gesamten Senat auf, sich bei ihm einzufinden und die Kinder der vornehmsten Adligen als Geiseln zu ihm zu bringen. Die Remer erfüllten seine Aufträge sorgfältig und zum festgesetzten Termin. Caesar selbst stellte dem Haeduer Diviciacus eindringlich vor Augen, wie große Bedeutung es für den römischen Staat und das Schicksal ihrer beiden Völker habe, daß die feindlichen Gruppen getrennt blieben, damit man nicht auf einmal mit einer so großen Zahl kämpfen müßte. Man könne das erreichen, wenn die Haeduer ihre Truppen in das Gebiet der Bellovacer eindringen ließen, um deren Felder zu verwüsten. Mit diesen Aufträgen entließ er ihn. In der Zwischenzeit war die Gesamtmacht der Belger, wie Caesar erfuhr, an einem Ort konzentriert und gegen ihn in Marsch gesetzt worden. Da zudem vorausgesandte Späher und die Remer meldeten, die Feinde seien nicht mehr weit entfernt, ließ Caesar eiligst das Heer über den Fluß Axona setzen, der durch das Grenzgebiet der Remer fließt, und errichtete dort sein Lager. Dadurch schürzten die Flußufer die eine Seite des Lagers, und es entstand im Rücken Caesars ein Raum, der vor den Feinden sicher war. Außerdem erreichte Caesar dadurch, daß der Nachschub von den Remern und den übrigen Stämmen ungefährdet zu ihm gelangen konnte. Ober den Fluß führte eine Brücke. Dorthin verlegte Caesar eine Wachmannschaft und ließ auf dem anderen Ufer den Legaten Q. Titurius Sabinus mit sechs Cohorten zurück. Schließlich ließ er das Lager mit einem 12 Fuß hohen Wall und einem 18 Fuß breiten Graben befestigen.
6. Ab his castris oppidum Remorum nomine Bibrax aberat milia passuum VIII. Id ex itinere magno impetu Belgae oppugnare coeperunt. Aegre eo die sustentatum est. Gallorum eadem atque Belgarum oppugnatio est haec: ubi circumiecta multitudine hominum totis moenibus undique in murum lapides iaci coepti sunt murusque defensoribus nudatus est, testudine facta portas succedunt murumque subruunt. Quod tum facile fiebat. Nam cum tanta multitudo lapides ac tela %coicerent%, in muro consistendi potestas erat nulli. Cum finem oppugnandi nox fecisset, Iccius Remus, summa nobilitate et gratia inter suos, qui tum oppido praeerat, unus ex iis qui legati de pace ad Caesarem venerant, nuntium ad eum mittit, nisi subsidium sibi submittatur, sese diutius sustinere non posse. 6. Bibrax, eine Ortschaft der Remer, war etwa 8 Meilen von diesem Lager entfernt. In einem Sturmangriff gingen die Belger unmittelbar aus dem Marsch heraus dazu über, den Ort zu belagern. Nur mit Mühe konnten sie an diesem Tag aufgehalten werden. Die Belger gehen bei der Belagerung genauso vor wie die Gallier: Sobald sie die Mauern völlig mit einer starken Streitmacht eingeschlossen haben, fangen sie an, von allen Seiten Steine auf die Mauern zu schleudern. Sobald die Mauern von Verteidigern entblößt sind, bilden sie ein Schilddach, rücken gegen die Tore vor und versuchen, die Mauern zum Einsturz zu bringen. Eben dies gelang damals mühelos. Denn als eine so gewaltige Anzahl von Gegnern Steine und Wurfgeschosse schleuderte, konnte sich niemand mehr auf den Mauern halten. Als die Nacht dem Ansturm ein Ende setzte, schickte der Remer Iccius, der in der Stadt das Kommando hatte, Boten zu Caesar; als Angehöriger des höchsten Adels besaß er in seinem Volk großes Ansehen und war einer der Gesandten gewesen, die zu Caesar gekommen waren, um über den Frieden zu verhandeln. Er ließ Caesar melden, er könne dem Feind nicht länger standhalten, wenn ihm keine Verstärkung geschickt werde.
7. Eo de media nocte Caesar isdem ducibus usus qui nuntii ab Iccio venerant, Numidas et Cretas sagittarios et funditores Baleares subsidio oppidanis mittit; quorum adventu et Remis cum spe delensionis stadium propugnandi accessit et hostibus eadem de causa spes potiundi oppidi discessit. Itaque paulisper apud oppidum morati agrosque Remorum depopulati, omnibus vicis aedificiisque quo adire potuerant incensis, ad castra Caesaris omnibus copiis contenderunt et a milibus passuum minus duobus castra posuerunt; quae castra, ut fumo atque ignibus significabatur, amplius milibus passuum VIII latitudinem patebant. 7. Um Mitternacht sandte Caesar den Bewohnern der Stadt Numider, kretische Bogenschützen und balearische Schleuderer zu Hilfe. Sie wurden von den Boten geführt, die von Iccius gekommen waren, und ihre Ankunft ließ die Remer auf wirksame Verteidigung ihrer Stadt hoffen. Dadurch erhöhte sich ihr Kampfeseifer; während die Feinde aus dem gleichen Grund die Hoffnung aufgaben, sich der Stadt mit Gewalt bemächtigen zu können. Daher blieben sie nur noch kurze Zeit in der Nähe der Stadt, verwüsteten das Land der Remer und zündeten alle Dörfer und Gehöfte an, zu denen sie sich Zugang verschaffen konnten. Dann aber zogen sie schnell mir ihrem gesamten Heer in Richtung auf das Lager Caesars und errichteten in einer Entfernung von weniger als 2 Meilen ihr eigenes Lager. Wie man aus dem Rauch und den Lagerfeuern entnehmen konnte, war dieses Lager mehr als 8 Meilen breit.
8. Caesar primo et propter multitudinem hostium et propter eximiam opinionem virtutis proelio supersedere statuit; cotidie tamen equestribus proeliis quid hostis virtute posset et quid nostri auderent periclitabatur. Ubi nostros non esse inferiores intellexit, loco pro castris ad aciem instruendam natura oportuno atque idoneo, quod is collis ubi castra posita erant paululum ex planitie editus tantum adversus in latitudinem patebat quantum loci acies instructa occupare poterat, atque ex utraque parte lateris deiectus habebat et in fronte leniter fastigatus paulatim ad planitiem redibat, ab utroque latere eius collis transversam fossam obduxit circiter passuum CCCC et ad extremas fossas castellan constituit ibique tormenta conlocavit, ne, cum aciem instruxisset, hostes, quod tantum multitudine poterant, ab lateribus pugnantes suos circumvenire possent. Hoc facto, duabus legionibus quas proxime conscripserat in castris relictis ut, si quo opus esset, subsidio duci possent, reliquas VI legiones pro castris in acie constituit. Hostes item suas copias ex castris eductas instruxerunt. 8. Caesar beschloß zunächst mit Rücksicht auf die gewaltige Zahl der Feinde und den Ruf, der ihrer außerordentlichen Tapferkeit vorausging, eine Schlacht hinauszuzögern. Er prüfte jedoch in täglichen Reitergefechten, wie groß einerseits die Tapferkeit der Feinde, andererseits der Wagemut unserer Soldaten waren. Bald hatte er erkannt, daß unsere Soldaten nicht unterlegen waren. Auch eignete sich die natürliche Beschaffenheit des Geländes vor dem Lager besonders gut dazu, ein Heer in Schlachtordnung aufmarschieren zu lassen, denn die Anhöhe, auf der das Lager stand, erhob sich nur wenig über die Ebene, und ihre Vorderseite entsprach genau dem Raum, den man mit einem zur Schlacht aufgestellten Heer ausfüllen konnte. Auf beiden Seiten fiel sie steil ab, während sie auf der Vorderseite sanft geneigt in die Ebene überging. Auf den beiden Seiten ließ Caesar Quergräben von etwa 400 Fuß ziehen und am Ende dieser Gräben Castelle errichten. Dort stellte er Schleudermaschinen auf, damit die Feinde, deren Stärke vor allem in ihrer Zahl lag, nicht durch einen Angriff auf die Flanken sein Heer einkesseln könnten, nachdem es sich zur Schlacht formiert hatte. Nach Ausführung dieser Maßnahmen ließ er die zwei Legionen, die er gerade ausgehoben hatte, im Lager zurück, um sie einsetzen zu können, wenn er irgendwo Unterstützung brauchte. Die übrigen sechs Legionen ließ er vor dem Lager in Schlachtordnung aufmarschieren. Auch die Feinde hatten ihre Truppen aus dem Lager herausgeführt und zur Schlacht aufgestellt.
9. Palus erat non magna inter nostrum atque hostium exercitum. Hanc si nostri transirent hostes expectabant; nostri autem, si ab illis initium transeundi fieret, ut impeditos adgrederentur parati in armis erant. Interim proelio equestri inter duas acies contendebatur. Ubi neutri transeundi initium faciunt, secundiore equitum proelio nostris Caesar suos in castra reduxit. Hostes protinus ex eo loco ad flumen Axonam contenderunt, quod esse post nostra castra demonstratum est. Ibi vadis repertis partem suarum copiarum traducere conati sunt eo consilio ut, si possent, castellum, cui praeerat Q. Titurius legatus, expugnarent pontemque interscinderent, si minus potuissent, agros Remorum popularentur, qui magno nobis usui ad bellum gerendum erant, commeatuque nostros prohiberent. 9. Zwischen unserem und dem feindlichen Heer lag ein kleiner Sumpf. Die Feinde warteten darauf, daß unsere Soldaten ihn überquerten; diese jedoch waren gerüstet, den Gegner anzugreifen, wenn dieser daranging, den Sumpf zu überschreiten, und daher kampfunfähig wäre. Unterdessen fand zwischen beiden Fronten ein Reitergefecht statt. Da keins der beiden Heere Anstalten machte, über den Sumpf zu gehen, das Reitergefecht jedoch zu unseren Gunsten ausgegangen war, führte Caesar seine Soldaten ins Lager zurück. Die Feinde rückten von hier aus weiter zum Fluß Axona vor, der, wie erwähnt, hinter unserem Lager vorbeifloß. Dort fanden sie Furten und versuchten, einen Teil ihrer Truppen über den Fluß zu setzen, um, wenn es möglich wäre, den Brückenkopf, den der Legat Q. Titurius kommandierte, zu besetzen und die Brücke abzureißen. Sollte sich das als undurchführbar erweisen, hatten sie die Absicht, die Felder der Remer zu verwüsten und dadurch die Versorgung des Heeres unmöglich zu machen, die in diesem Krieg vor allem von der Landwirtschaft der Remer abhing.
10. [Caesar] certior factus ab Titurio onlnem equitatum et levis armaturae Numidas, funditores sagittariosque pontem traducit atque ad eos contendit. Acriter in eo loco pugnatum est. Hostes impeditos nostri in flumine adgressi magnum eorum numerum occiderunt; per eorum corpora reliquos audacissime transire conantes multitudine telorum reppulerunt primosque, qui transierant, equitatu circumventos interfecerunt. Hostes, ubi et de expugnando oppido et de flumine transeundo spem se fefellisse intellexerunt neque nostros in locum iniquiorum progredi pugnandi causa viderunt atque ipsos res frumentaria deficere coepit, concilio convocato constituerunt optimum esse domum suam quemque reverti, et quorum in fines primum Romani exercitum introduxissent, ad eos defendendos undique convenirent, ut potius in suis quam in alienis finibus decertarent et domesticis copiis rei frumentariae uterentur. Ad eam sententiam cum reliquis causis haec quoque ratio eos deduxit, quod Diviciacum atque Haeduos finibus Bellovacorum adpropinquare cognoverant. His persuaderi ut diutius morarentur neque suis auxilium terrent non poterat. 10. Von Titurius benachrichtigt, führte Caesar die gesamte Reiterei, die leichtbewaffneten Numider, Schleuderer und Bogenschützen über die Brücke und rückte schnell gegen die Feinde vor. Am Fluß kam es zu einem heftigen Gefecht. Unsere Soldaten griffen die Gegner an, die beim Übergang über den Fluß keinen Widerstand leisten konnten, und töteten eine große Anzahl von ihnen. Als die übrigen über ihre Leichen hinweg mit großer Unerschrockenheit versuchten, über den Fluß zu kommen, trieb sie der Hagel der Wurfgeschosse zurück. Unsere Reiterei kreiste zudem die ein, die als erste ans Ufer gelangt waren, und tötete sie. Als die Feinde begriffen, daß sie vergeblich gehofft hatten, die Ortschaft zu erobern und den Fluß zu überschreiten, und sahen, daß unsere Soldaten nicht auf ungünstiges Gelände vorrücken würden, um zu kämpfen, während ihnen schon das Getreide auszugehen drohte, beriefen sie eine Versammlung ein, auf der sie beschlossen, es sei das beste, wenn jeder in seine Heimat zurückkehre. Sie wollten sich erst dann wieder treffen, wenn das Land, in das die Römer als nächstes einrückten, verteidigt werden müsse. Da sie in der Heimat auf die dort lagernden Kornvorräte zurückgreifen konnten, wollten sie die Entscheidung lieber im eigenen als im fremden Land herbeiführen. Neben den genannten Gründen wurde ihre Entscheidung auch dadurch beeinflußt, daß sie erfahren harten, Diviciacus nähere sich mit den Haeduern dem Gebiet der Bellovacer. Sie konnten daher die Bellovacer nicht überreden, länger zu bleiben und es zu unterlassen, ihren Stammesgenossen beizuspringen.
11. Ea re constituta, secunda vigilia magno cum, strepitu ac tumultu castris egressi nullo certo ordine neque imperio, cum sibi quisque primum itineris locum peteret et domum pervenire properaret, fecerunt ut consimilis fugae profectio videretur. Hac re statim Caesar per speculatores cognita insidias veritus, quod qua de causa discederent nondum perspexerat, exercitum equitatumque castris continuit. Prima luce, confirmata re ab exploratoribus, omnem equitatum, qui novissimum agmen moraretur, praemisit. His Q. Pedium et L. Aurunculeium Cottam legatos praefecit; T. Labienum legatum cum legionibus tribus subsequi iussit. Hi novissimos adorti et multa milia passuum prosecuti magnam multitudinem eorum fugientium conciderunt, cum ab extremo agmine, ad quos ventum erat, consisterent fortiterque impetum nostrorum militum sustinerent, priores, quod abesse a periculo viderentur neque ulla necessitate neque imperio continerentur, exaudito clamore perturbatis ordinibus omnes in fuga sibi praesidium ponerent. Ita sine ullo periculo tantam eorum multitudinem nostri interfecerunt quantum fuit diei spatium; sub occasum solis sequi destiterunt seque in castra, ut erat imperatum, receperunt. 11. Nach diesem Beschluß verließen sie um die zweite Nachtwache mit viel Lärm und Geschrei ihr Lager, ohne feste Ordnung und Führung, da jeder als erster auf dem Marsch sein wollte und sich beeilte, in die Heimat zu kommen. Dadurch sah ihr Aufbruch ganz wie eine Flucht aus. Als Caesar sofort durch Späher davon erfuhr, fürchtete er einen Hinterhalt, weil er noch nicht durchschaut hatte, warum sie aufbrachen. Er hielt daher das Heer und die Reiterei im Lager zurück. Als er jedoch von Kundschaftern bei Tagesanbruch über die wahre Sachlage in Kenntnis gesetzt wurde, schickte er die gesamte Reiterei voraus, um die feindliche Nachhut aufzuhalten. An ihre Spitze stellte er die Legaten Q. Pedius und L. Aurunculeus Cotta. Dem Legaten T. Labienus befahl er, ihr sofort mit drei Legionen zu folgen. Als die Reiter die letzten des feindlichen Zuges angriffen und auf einer meilenweiten Verfolgung eine große Zahl der Flüchtigen töteten, machte der Schluß des Zuges, zu dem auch unsere Fußsoldaten inzwischen vorgedrungen waren, plötzlich halt und leistete unserem Angriff tapfer Widerstand. Die Feinde, die sich weiter vorn im Zug befanden, glaubten jedoch, ihnen drohe noch keine Gefahr, und da sie sich durch nichts verpflichtet fühlten und an kein Kommando gebunden waren, suchten sie alle in völliger Auflösung ihr Heil in der Flucht, als sie das Kampfgeschrei hörten. Unsere Soldaten töteten daher ungefährdet den ganzen Tag über eine große Anzahl von ihnen. Erst bei Sonnenuntergang ließen sie davon ab und kehrten wie befohlen ins Lager zurück.
12. Postridie eius diei Caesar, prius quam se hostes ex terrore ac fuga reciperent, in fines Suessionum, qui proximi Remis erant, exercitum duxit et magno itinere [confecto] ad oppidum Noviodunum contendit. Id ex itinere oppugnare conatus, quod vacuum ab defensoribus esse audiebat, propter latitudinem fossae murique altitudinem paucis defendentihus expugnare non potuit. Castris munitis vineas agere quaeque ad oppugnandum usui erant comparare coepit. Interim omnis ex fuga Suessionum multitude in oppidum proxima nocte convenit. Celeriter vineis ad oppidum actis, aggere iacto turribusque constitutis, magnitudine operum, quae neque viderant ante Galli neque audierant, et celeritate Romanorum permoti legatos ad Caesarem de deditione mittunt et petentibus Remis ut conservarentur impetrant. 12. Bevor sich der Feind nach der panischen Flucht wieder sammeln konnte, führte Caesar am folgenden Tag das Heer in das Gebiet der Suessionen, das dem der Remer benachbart ist. In einem Gewaltmarsch eilte er sofort zur Stadt Noviodunum. Da er hörte, daß sie von Verteidigern entblößt sei, versuchte er, sie aus dem Marsch heraus im Sturm zu nehmen. Obwohl sie nur schwach verteidigt wurde, hinderten ihn jedoch der breite Graben und die hohe Mauer daran, sie einzunehmen. Nachdem er ein befestigtes Lager hatte errichten lassen, ließ er Laufgänge vortreiben und alles bereitstellen, was für einen Sturm notwendig war. Währenddessen sammelte sich in der folgenden Nacht die gesamte Menge der flüchtenden Suessionen in der Stadt. Als aber die Laufgänge rasch an die Stadt herangeführt, ein Damm aufgeworfen und Türme errichtet wurden, beeindruckte der gewaltige Belagerungsapparat, von dem die Gallier bisher nichts gesehen noch gehört hatten, und die Schnelligkeit der Römer die Suessionen so, daß sie Gesandte an Caesar schickten, um über eine Kapitulation zu verhandeln. Auf Grund der Bitten der Remer erreichten sie, daß sie verschont wurden.
13. Caesar, obsidibus acceptis primis civitatis atque ipsius Galbae Regis duobus filiis armisque omnibus ex oppido traditis, in deditionem Suessiones accipit exercitumque in Bellovacos ducit. Qui cum se suaque omnia in oppidum Bratuspantium contulissent atque ab eo oppido Caesar cum exercitu circiter milia passuum V abesset, omnes maiores natu ex oppido egressi manus ad Caesarem tendere et voce significare coeperunt sese in eius fidem ac potestatem venire neque contra populum Romanum armis contendere. Item, cum ad oppidum accessisset castraque ibi poneret, pueri mulieresque ex muro passis mallibus suo more pacem ab Romanis petierunt. 13. Nachdem Caesar die Ersten des Stammes und sogar zwei Söhne des Königs Galba als Geiseln in Empfang genommen hatte und ihm alle Waffen aus der Stadt ausgeliefert worden waren, nahm er die Kapitulation der Suessionen an und zog mit seinem Heer gegen die Bellovacer. Diese hatten sich mit ihrer gesamten Habe in die Stadt Bratuspantium geflüchtet. Als Caesar mit seinem Heer noch etwa 5 Meilen von Bratuspantium entfernt war, kamen alle erwachsenen Männer aus der Stadt, streckten ihm die Hände entgegen und bedeuteten mit Rufen, daß sie sich ihm auf Gnade oder Ungnade ergäben und nicht gegen das römische Volk kämpfen wollten. Als er bei der Stadt angelangt war und dort sein Lager aufschlagen ließ, flehten von der Mauer herab auch die Knaben und Frauen nach ihrem Brauch mit ausgebreiteten Armen die Römer um Frieden an.
14. Pro his Diviciacus (nam post discessum Belgarum dimissis Haeduorum copiis ad Cum reverterat) facit verba: Bellovacos omni tempore in fide atque amicitia civitatis Haeduae fuisse; impulsos ab suis principibus, qui dicerent Haeduos a Caesare in servitutem redacto. omnes indignitates contumeliasque perferre, et ab Haeduis defecisse et populo Romano bellum intulisse. Qui eius consilii principes fuissent, quod intellegerent quantam calamitatem civitati intulissent, in Britanniam profugisse. Petere non solum Bellovacos, sed etiam pro his Haeduos, ut sua clementia ac mansuetudine in eos utatur. Quod si fecerit, Haeduorum auctoritatem apud omnes Belgas amplificaturum, quorum auxiliis atque opibus, si qua bella inciderint, sustentare consuerint. 14. Diviciacus, der nach dem Abzug der Belger die Truppen der Haeduer entlassen hatte und zu Caesar zurückgekehrt war, machte sich zu ihrem Fürsprecher: Seit jeher seien die Bellovacer die Schutzbefohlenen und Freunde der Haeduer gewesen. Nur unter dem Druck ihrer führenden Männer seien sie von den Haeduern abgefallen und hätten das römische Volk angegriffen. Diese Adligen hätten behauptet, Caesar habe die Haeduer derartig geknechtet, daß sie gezwungen seien, jede nur denkbare entwürdigende Behandlung und Schmach zu ertragen. Die Hauptvertreter dieser Politik seien nach Britannien geflohen, als sie erkannten, wieviel Unglück sie über ihren Stamm gebracht hätten. Nicht nur die Bellovacer selbst, sondern auch stellvertretend für sie die Haeduer bäten ihn, Milde und Mäßigung gegen sie walten zu lassen. Wenn er so verfahre, werde gleichzeitig das Ansehen der Haeduer bei allen Belgern steigen, mit deren Hilfstruppen und materieller Unterstützung sie im Kriegsfall bisher regelmäßig durchhielten.
15. Caesar honoris Diviciaci atque Haeduorum causa sese eos in fidem recepturum et conservaturum dixit, et quod erat civitas magna inter Belgas auctoritate atque hominum multitudine praestabat, DC obsides poposcit. His traditis omnibusque armis ex oppido conlatis, ab eo loco in fines Ambianorum pervenit; qui se suaque omnia sine mora dediderunt. Eorum fines Nervii attingebant. Quorum de natura moribusque Caesar cum quaereret, sic reperiebat: nullum esse aditum ad eos mercatoribus; nihil pati vini reliquarumque rerum ad luxuriam pertinentium inferri, quod his rebus relanguescere animos eorum et remitti virtutem existimarent; esse homines feros magnaeque virtutis; increpitare atque incusare reliquos Belgas, qui se populo Romano dedidissent patriamque virtutem proiecissent; confirmare sese neque legatos missuros neque ullam condicionem pacis accepturos. 15. Mit Rücksicht auf das große Ansehen des Diviciacus und der Haeduer sagte Caesar zu, ihre freiwillige Kapitulation168 anzunehmen und sie zu verschonen. Da es ein Stamm war, der bei den Belgern großen Einfluß besaß und an Zahl alle übertraf, forderte er 600 Geiseln. Nach ihrer Übergabe und nach Auslieferung aller in der Stadt vorhandenen Waffen zog er von dort weiter in das Gebiet der Ambianer, die sich ihm mit ihrer gesamten Habe sofort ergaben. An ihr Gebiet stieß das der Nervier. Als Caesar sich nach ihrer Natur und ihrer Lebensweise erkundigte, erfuhr er folgendes: Kein Handelsmann erlange Zutritt zu ihnen. Es sei bei ihnen verboten, Wein und andere Luxusgüter einzuführen, weil sie glaubten, daß sie dies verweichliche und ihre Tapferkeit vermindere. Sie seien wild und außerordentlich tapfer. Sie machten den übrigen Belgern erbitterte Vorwürfe und klagten sie an, daß sie durch die Kapitulation vor dem römischen Volk ihre von den Ahnen ererbte Tapferkeit aufgegeben hätten. Sie erklärten mit Entschiedenheit, keine Gesandten schicken und kein Friedensangebot annehmen zu wollen.
16. Cum per eorum fines triduum iter fecisset, inveniebat ex captivis Sabim flumen a castris suis non amplius milibus passuum X abesse; trans id flumen omnes Nervios consedisse adventumque ibi Romanorum expectare una cum Atrebatibus et Viromanduis, finitimis suis (nam his utrisque persuaserant uti eandem belli fortunam experirentur); expectari etiam ab iis Atuatucorum copias atque esse in itinere; mulieres quique per aetatem ad pugnam inutiles viderentur in eum locum coniecisse quo propter paludes exercitui aditus non esset. 16. Als Caesar drei Tage durch ihr Gebiet gezogen war, erfuhr er von Gefangenen, daß sich jenseits des Flusses Sabis, der nicht weiter als 10 Meilen von seinem Lager entfernt war, alle Nervier gelagert hätten und dort zusammen mit den Atrebaten und Viromanduern, ihren Grenznachbarn, die Ankunft der Römer erwarteten. Die Nervier hatten nämlich die Atrebaten und Viromanduer überredet, mit ihnen im Kampf gegen die Römer ihr Kriegsglück zu versuchen. Caesar erfuhr ferner, daß sie die Truppen der Atuatucer erwarteten, die sich bereits auf dem Marsch befänden. Die Frauen und die auf Grund ihres Alters kampfuntauglichen Männer hätten sie eilends an einen Ort geh racht, zu dem es wegen der Sümpfe in der Nähe für ein Heer keinen Zugang gebe.
17. His rebus cognitis, exploratores centurionesque praemittit qui locum castris idoneum deligant. Cum ex dediticiis Belgis reliquisque Gallis complures Caesarem secuti una iter facerent, quidam ex his, ut postea ex captivis cognitum est, eorum dierum consuetudine itineris nostri exercitus perspecta, nocte ad Nervios pervenerunt atque his demonstrarunt inter singulas legiones impedimentorum magnum numerum intercedere, neque esse quicquam negotii, cum prima legio in castra venisset reliquaeque legions magnum spatium abessent, hanc sub sarcinis adoriri; qua pulsa impedimentisque direptis, futurum ut reliquae contra consistere non auderent. Adiuvabat etiam eorum collsilium qui rem deferebant quod Nervii antiquitus, cum equitatu nihil possent (neque enim ad hoc tempus ei rei student, sed quicquid possunt, pedestribus valent copiis), quo facilius finitimorum equitatum, si praedandi causa ad eos venissent, impedirent, teneris arboribus incisis atque inflexis crebrisque in latitudinem ramis enatis [et] rubis sentibusque interiectis effecerant ut instar muri hae saepes munimentum praeberent, quo non modo non intrari sed ne perspici quidem posset. His rebus cum iter agminis nostri impediretur, non omittendum sibi consilium Nervii existimaverunt. 17. Die Frauen und die auf Grund ihres Alters kampfuntauglichen Männer hätten sie eilends an einen Ort geh racht, zu dem es wegen der Sümpfe in der Nähe für ein Heer keinen Zugang gebe. Da sich eine Anzahl von Belgern und anderen Galliern, die vor Caesar kapituliert hatten, in seinem Gefolge befanden und ihn auf dem Marsch begleiteten, wurden sie mit der Ordnung vertraut, die unser Heer in diesen Tagen gewöhnlich auf dem Marsch einhielt. Wie man später von Kriegsgefangenen erfuhr, kamen einige von ihnen bei Nacht zu den Nerviern und erklärten ihnen, nach jeder einzelnen Legion komme jeweils ein langer Zug Troß und Kriegsgerät, so daß es nicht schwierig sei, die erste Legion bei ihrem Eintreffen im Lager anzugreifen, bevor sie ihr Gepäck abgelegt hätte, da die übrigen Legionen dann noch weit entfernt seien. Sei sie geschlagen und der Troß geplündert, würden die übrigen Legionen nicht wagen, weiteren Widerstand zu leisten. Die Männer, die diesen Vorschlag unterbreiteten, erhielten Unterstützung durch folgenden Umstand: Da die Nervier nicht in der Lage waren, Reiterei einzusetzen — bis heute kümmern sie sich nicht darum; ihre ganze Schlagkraft liegt bei den Fußtruppen —, hatten sie von alters her eine Methode entwickelt, die Reiterei ihrer Grenznachbarn abzuwehren, wenn sie bei ihnen eingefallen waren, um Beute zu machen: Sie schnitten junge Bäume ein und bogen sie. Zwischen ihre zahlreichen in die Breite wachsenden Zweige pflanzten sie Brombeer- und Dornbüsche und stellten so einen Schutzverhau her, der an die Stelle einer Mauer trat und undurchdringlich war, ja sogar jede Sicht versperrte. Weil unser Zug dadurch aufgehalten werde, glaubten die Nervier, man dürfe den Vorschlag nicht beiseiteschieben.
18. Loci natura erat haec, quem locum nostri castris delegerant. Collis ab summo aequaliter declivis ad flumen Sabim, quod supra nominavimus, vergebat. Ab eo flumine pari acclivitate collis nascebatur adversus huic et contrarius, passus circiter CC infimus apertus, ab superiore parte silvestris, ut non facile introrsus perspici posset. Intra eas silvas hostes in occulto sese continebant; in aperto loco secundum flumen paucae stationes equitum videbantur. Fluminis erat altitudo pedum circiter trium. 18. Das Gelände, das unsere Soldaten für ein Lager ausgesucht hatten, sah folgendermaßen aus: Eine Anhöhe fiel in gleichmäßiger Neigung zum Fluß Sabis ab, den wir oben erwähnten. Vom Fluß aus stieg ein weiterer Hügel mit gleicher Neigung an, der dem ersten gegenüberlag und sein Gegenstück bildete. Sein unterer Teil war etwa auf 200 Schritt hin unbewaldet, während er in der Höhe mit Bäumen bestanden war, die die Sicht erschwerten. In diesen Wäldern hielten sich die Feinde verborgen. Im freien Gelände, am Fluß entlang, wurden nur einzelne Reiterposten beobachtet. Der Fluß war ungefähr drei Fuß tief.
19. Caesar equitatu praemisso subsequebatur omnibus copiis; sed ratio ordoque agminis aliter se habebat ac Belgae ad Nervios detulerant. Nam quod hostibus adpropinquabat, consuetudine sua Caesar VI legions expeditas ducebat; post eas totius exercitus impedimenta conlocarat; inde duae legiones quae proxime conscriptae erant totum agmen claudebant praesidioque impedimentis erant. Equites nostri cum funditoribus sagittariisque flumen transgressi cum hostium equitatu proelium commiserunt. Cum se illi identidem in silvis ad suos reciperent ac rursus ex silva in nostros impetum facerent, neque nostri longius quam quem ad finem porrecta [ac] loca aperta pertinebant cedentes insequi auderent, interim legiones VI quae primae venerant, opere dimenso, castra munire coeperunt. Ubi prima impedimenta nostri exercitus ab iis qui in silvis abditi latebant visa sunt, quod tempus inter eos committendi proelii convenerat, ut intra silvas aciem ordinesque constituerant atque ipsi sese confirmaverant, subito omnibus copiis provolaverunt impetumque in nostros equites fecerunt. His facile pulsis ac proturbatis, incredibili celeritate ad flumen decucurrerunt, ut paene uno tempore et ad silvas et in flumine [et iam in manibus nostris] hostes viderentur. Eadem autem celeritate adverso colle ad nostra castra atque eos qui in opere occupati erant contenderunt. 19 .Caesar folgte der Reiterei, die er vorausgeschickt hatte, mit allen Truppen sofort nach. Die Organisation und Ordnung des Marsches sahen jedoch anders aus, als es die Belger den Nerviern hinterbracht hatten. Denn weil das Heer in die Nähe des Feindes kam, setzte sich Caesar an die Spitze von sechs Legionen, die er nach seiner Gewohnheit kampfbereit marschieren ließ. Ihnen schloß sich der Troß des gesamten Heeres an. Den Schluß des Zuges bildeten die zwei Legionen, die zuletzt ausgehoben worden waren und jetzt die Bewachung des Trosses übernahmen. Unsere Reiter überquerten mit Schleuderern und Bogenschützen den Fluß und eröffneten den Kampf mit der feindlichen Reiterei. Wiederholt zog sich diese in die Wälder zu ihrem Heer zurück, um von dort aus erneut unsere Reiter anzugreifen. Unsere Reiterei rückte zwar bis dahin vor, wo das offene Gelände aufhörte, wagte jedoch nicht, die zurückweichenden Feinde weiter als bis zum Rand des offenen Geländes zu verfolgen. Inzwischen maßen die sechs Legionen, die als erste eingetroffen waren, die Abschnitte für den Bau des Lagers aus und gingen daran, es zu befestigen. Sobald die Feinde, die sich in den Wäldern versteckt hielten, die ersten Abteilungen unseres Trosses erblickten — sie hatten vorher diesen Augenblick für die Eröffnung des Kampfes vereinbart und schon in den Wäldern ihr Heer und dessen einzelne Einheiten in Schlachtordnung aufgestellt —, feuerten sie sich gegenseitig an, brachen plötzlich mit allen Truppen hervor und griffen unsere Reiter an. Nachdem sie diese mühelos geschlagen und vertrieben hatten, wandten sie sich in unglaublicher Geschwindigkeit zum Fluß, so daß es aussah, als ob sie sich fast gleichzeitig bei den Wäldern, am Fluß und sogar schon im Handgemenge mit unseren Soldaten befänden. Mit derselben Geschwindigkeit stürmten sie den Hügel hinauf, auf unser Lager und die Soldaten zu, die an diesem arbeiteten.
20. Caesari omnia uno tempore erant agenda: vexillum proponendum, quod erat insigne, cum ad arma concurri oporteret; signum tuba dandum; ab opera revocandi milites; qui paulo longius aggeris petendi causa processerant arcessendi; acies instruenda; milites cohortandi; signum dandum. Quarum rerum magnam partem temporis brevitas et incursus hostium impediebat. His difficultatibus duae res erant subsidio, scientia atque usus militum, quod superioribus proeliis exercitati quid fieri oporteret non minus commode ipsi sibi praescribere quam ab aliis doceri poterant, et quod ab opere singulisque legionibus singulos legatos Caesar discedere nisi munitis castris vetuerat. Hi propter propinquitatem et celeritatem hostium nihil iam Caesaris imperium expectabant, sed per se quae videbantur administrabant. 20. Caesar hätte alle Maßnahmen gleichzeitig treffen müssen: Die Fahne hissen, die signalisierte, daß man zu den Waffen greifen müsse, mit der Tuba Alarm geben, die Soldaten, die sich etwas weiter entfernt hatten, um Material für den Lagerwall zu beschaffen, von der Arbeit abrufen und herbeiholen, das Heer zur Schlacht aufstellen, die Soldaten anfeuern und das Zeichen zum Angriff geben. Die Ausführung dieser Maßnahmen wurde zum großen Teil durch die kurze Zeit und durch den Angriff der Feinde erschwert. Zwei Umstände verringerten diese Schwierigkeiten: einmal die praktische Erfahrung der Soldaten, die in den vergangenen Kämpfen so viel Übung erlangt hatten, daß sie imstande waren, die notwendigen Maßnahmen ebenso richtig auf sich selbst gestellt zu treffen, als wenn sie ihnen von anderer Seite vorgeschrieben würden. Dazu kam, daß Caesar den einzelnen Legaten verboten hatte, sich von ihren Legionen oder der Arbeit am Lager zu entfernen, solange die Befestigung nicht vollendet war. Da der Feind so schnell und in nächster Nähe erschien, warteten sie nicht erst Befehle Caesars ab, sondern trafen allein die Maßnahmen, die ihnen gut erschienen.
21. Caesar, necessariis rebus imperatis, ad cohortandos milites, quam [in] partem fors obtulit, decucurrit et ad legionem decimam devenit. Milites non longiore oratione cohortatus quam uti suae pristinae virtutis memoriam retinerent neu perturbarentur animo hostiumque impetum fortiter sustinerent, quod non longius hostes aberant quam quo telum adigi posset, proelii committendi signum dedit. Atque in alteram item cohortandi causa profectus pugnantibus occurrit. Temporis tanta fuit exiguitas hostiumque tam paratus ad dimicandum animus ut non modo ad insignia accommodanda sed etiam ad galeas induendas scutisque tegimenta detrahenda tempus defuerit. Quam quisque ab opere in partem casu devenit quaeque prima signa conspexit, ad haec constitit, ne in quaerendis suis pugnandi tempus dimitteret. 21. Caesar gab daher nur die notwendigsten Anordnungen und eilte herab, um seine Soldaten anzufeuern, wo immer er sie antraf. Dabei stieß er auf die 10. Legion. Um sie anzufeuern, sagte er nicht viel mehr, als daß sie an ihre bewährte Tapferkeit denken, sich nicht verwirren lassen und dem Angriff der Feinde tapfer standhalten solle. Da die Feinde schon in Wurfweite eines Geschosses standen, gab er das Zeichen zum Angriff. Als er sich auf die andere Seite wandte, um auch hier die Soldaten anzufeuern, begegnete er schon Kämpfenden. Die Zeit war so knapp bemessen und der Feind so auf Kampf eingestellt, daß die Soldaten nicht mehr dazu kamen, die Helme aufzusetzen oder die Hüllen von den Schilden zu ziehen, geschweige denn die Kampfabzeichen anzulegen. Jeder stellte sich da auf, wohin er gerade von der Schanzarbeit kam und wo er das nächstbeste Feldzeichen erblickte, so daß niemand Zeit damit verlor, nach seiner Einheit zu suchen.
22. Instructo exercitu magis ut loci natura [delectusque collis] et necessitas temporis quam ut rei militaris ratio atque ordo postulabat, cum diversae legiones aliae alia in parte hostibus resisterent saepibusque densissimis, ut ante demonstravimus, interiectis prospectus impediretur, neque certa subsidia conlocari neque quid in quaque parte opus esset provideri neque ab uno omnia imperia administrari poterant. Itaque in tanta rerum iniquitate fortunae quoque eventus varii sequebantur. 22. Da sich das Heer mehr nach den Gegebenheiten des Geländes, nach der Steigung der Anhöhe und den augenblicklichen Erfordernissen aufstellte als nach militärischer Regel, waren die Legionen voneinander getrennt und leisteten dem Feind an verschiedenen Stellen Widerstand. Sie wurden zudem durch die eben erwähnten dichten Verhaue behindert, die, auf dem Gelände verteilt, die Sicht versperrten. Daher konnten weder bestimmte Hilfstruppen zum Einsatz bereitgestellt werden, noch konnte man überblicken, was die Lage an den einzelnen Kampfabschnitten erforderte. Deshalb war es unmöglich, daß einer allein alle Befehle erteilte. In dieser außerordentlich ungünstigen Lage nahm der Kampf einen unterschiedlichen Verlauf.
23. Legionis VIIII. et X. milites, ut in sinistra parte aciei constiterant, pilis emissis cursu ac lassitudine exanimatos vulneribusque confectos Atrebates (nam his ea pars obvenerat) celeriter ex loco superiore in flumen compulerunt et transire conantes insecuti gladiis magnam partem eorum impeditam interfecerunt. Ipsi transire flumen non dubitaverunt et in locum iniquum progressi rursus resistentes hostes redintegrato proelio in fugam coniecerunt. Item alia in parte diversae duae legiones, XI. et VIII., profligatis Viromanduis, quibuscum errant congressae, ex loco superiore in ipsis fluminis ripis proeliabantur. At totis fere castris a fronte et a sinistra parte nudatis, cum in dextro cornu legio XII. et non magno ab ea intervallo VII. constitisset, omnes Nervii confertissimo agmine duce Boduognato, qui summam imperii tenebat, ad eum locum contenderunt; quorum pars [ab] aperto latere legions circumvenire, pars summum castrorum locum petere coepit. 23. Auf dem linken Flügel der Front standen die Soldaten der 9. und 10. Legion den Atrebaten gegenüber, denen dieser Frontabschnitt zugefallen war. Unsere Soldaten schleuderten ihre Wurfspieße, und da die Atrebaten durch den schnellen Lauf erschöpft und durch Verwundungen geschwächt waren, gelang es unseren Soldaten, die Feinde schnell von der Anhöhe herab in den Fluß zu treiben. Als sie versuchten, über den Fluß zu entkommen, töteten unsere Soldaten bei der Verfolgung einen großen Teil der Kampfunfähigen mit dem Schwert. Sie zögerten nicht, auch selbst den Fluß zu überschreiten, und obwohl sie dabei in ungünstiges Gelände gerieten und der Feind daraufhin den Kampf erneut aufnahm und Widerstand leistete, schlugen sie ihn in die Flucht. Genauso hatten an einer anderen Stelle die 8. und 11. Legion, jeweils auf sich gestellt, die Viromanduer, auf die sie gestoßen waren, von der Höhe herab überwältigt und kämpften mit ihnen nun unmittelbar an den Ufern des Flusses. Auf dem rechten Flügel hatte sich die 12. Legion und nicht weit davon die 7. festgesetzt. Dagegen war das Lager von vorn und auf der linken Seite ganz ungedeckt, so daß alle Nervier unter der Führung des Oberbefehlshabers Boduognatus in dichtgeschlossenen Reihen dorthin stürmten. Ein Teil von ihnen ging daran, die Legionen von der ungeschützten Flanke her einzukreisen, ein Teil wandte sich unmittelbar gegen die Höhe, auf der das Lager stand.
24. Eodem tempore equites nostri levisque armaturae pedites, qui cum iis una fuerant, quos primo hostium impetu pulsos dixeram, cum se in castra reciperent, adversis hostibus occurrebant ac rursus aliam in partem fugam petebant; et calones, qui ab decumana porta ac summo iugo collis nostros victores flumen transire conspexerant, praedandi causa egressi, cum respexissent et hostes in nostris castris versari vidissent, praecipites fugae sese mandabant. Simul eorum qui cum impedimentis veniebant clamor fremitusque oriebatur, aliique aliam in partem perterriti ferebantur. Quibus omnibus rebus permoti equites Treveri, quorum inter Gallos virtutis opinio est singularis, qui auxilii causa a civitate missi ad Caesarem venerant, cum multitudine hostium castra [nostra] compleri, legiones premi et paene circumventas teneri, calones, equites, tunditores, Numidas diversos dissipatosque in omnes partes fugere vidissent, desperatis nostris rebus domum contenderunt: Romanos pulsos superatosque, castris impedimentisque eorum hostes potitos civitati renuntiaverunt. 24. Im selben Augenblick trafen unsere Reiter und die leichtbewaffneten Fußsoldaten, die zu den Heeresteilen gehörten, die der Feind, wie erwähnt, beim ersten Angriff in die Flucht geschlagen hatte, während des Rückzugs ins Lager wieder auf die Feinde und flohen erneut in anderer Richtung. Die Troßknechte, die von der Porta Decumana und von der höchsten Stelle der Anhöhe aus zugesehen hatten, wie unsere siegreichen Soldaten über den Fluß gingen, verließen das Lager, um Beute zu machen. Als sie jedoch zurückblickten und bemerkten, daß der Feind schon in unserem Lager stand, flohen sie kopflos. Zugleich erhob sich Lärm und Geschrei unter den Leuten, die mit dem Troß ankamen und sich jetzt, von Panik ergriffen, nach allen Seiten zerstreuten. Der Stamm der Treverer, der bei den Galliern wegen seiner Tapferkeit einen einzigartigen Ruf genießt, hatte Caesar Reiter zur Unterstützung geschickt. Als diese jetzt sahen, wie sich unser Lager mit unzähligen Feinden füllte, daß die Legionen schwer bedrängt wurden und völlig eingekesselt waren, als sie zudem bemerkten, daß die Troßknechte, Reiter, Schleuderer und Numider aufgelöst und zerstreut in alle Richtungen flohen, gaben sie unsere Sache unter dem Eindruck all dieser Ereignisse verloren und wandten sich heimwärts. Zu Hause angelangt, meldeten sie ihrem Stamm, die Römer seien völlig geschlagen, der Feind sei im Besitz des Lagers und des Trosses.
25. Caesar ab X. legionis cohortatione ad dextrum cornu prolectus, ubi suos urgeri signisque in unum locum conlatis XII. legionis confertos milites sibi ipsos ad pugnam esse impedimento vidit, quartae cohortis omnibus centurionibus occisis signiferoque interfecto, signo amisso, reliquarum cohortium omnibus fere centurionibus aut vulneratis aut occisis, in his primipilo P. Sextio Baculo, fortissimo viro, multis gravibusque vulneribus confecto, ut iam se sustinere non posset, reliquos esse tardiores et non nullos ab novissimis deserto [loco] proelio excedere ac tela vitare, hostes neque a fronte ex inferiore loco subeuntes intermittere et ab utroque latere instare et rem esse in angusto vidit, neque ullum esse subsidium quod submitti posset, scuto ab novissimis [uni] militi detracto, quod ipse eo sine scuto venerat, in primam aciem processit centurionibusque nominatim appellatis reliquos cohortatus milites signa inferre et manipulos laxare iussit, quo facilius gladiis uti possent. Cuius adventu spe inlata militibus ac redintegrato animo, cum pro se quisque in conspectu imperatoris etiam in extremis suis rebus operam navare cuperet, paulum hostium impetus tardatus est. 25. Gleich nach den anfeuernden Worten an die 10. Legion wandte sich Caesar zum rechten Flügel, da er bemerkte, daß seine Soldaten dort hart bedrängt wurden. Die Soldaten der 12. Legion hatten die Feldzeichen an eine Stelle gebracht, und da sie sich dort eng zusammendrängten, behinderten sie sich gegenseitig beim Kampf. Die Genturionen der 4. Cohorte waren alle gefallen; auch der Feldzeichenträger war umgekommen, das Feldzeichen verloren und die Centurionen der übrigen Cohorten waren fast alle verwundet oder tot. Unter diesen befand sich auch der ranghöchste Centurio, P. Sextius Baculus, ein überaus tapferer Mann, der so oft und schwer verwundet worden war, daß er sich nicht mehr aufrecht halten konnte. Caesar bemerkte, daß auch die übrigen langsamer wurden, daß sich in den hintersten Reihen einige versprengte Soldaten aus dem Kampfgetümmel zurückzogen und versuchten, den Wurfgeschossen auszuweichen, während die Feinde, die von vorn die Hügel hinaufkamen, den Kampf ununterbrochen fortsetzten und uns auch von beiden Seiten her bedrohten. Caesar sah, daß die Lage dort höchst gefährlich war, er hatte jedoch keinerlei Truppen zur Verfügung, die er hätte zu Hilfe schicken können: Da nahm er einem Soldaten aus den hinteren Reihen den Schild weg, da er selbst ohne Schild gekommen war, drang bis zur ersten Reihe vor, rief die Genturionen alle beim Namen und feuerte die übrigen Soldaten an, während er ihnen befahl, zum Angriff überzugehen und die Manipel auseinanderzuziehen, damit sie ihre Schwerter leichter gebrauchen könnten. Sein Erscheinen erfüllte die Soldaten mit neuer Hoffnung und frischem Mut. Da sich jeder vor den Augen des Feldherrn und in dieser besonders gefährlichen Situation anstrengen wollte, gelang es, dem Angriff der Feinde für eine Weile etwas von seiner Stoßkraft zu nehmen.
26. Caesar, cum VII. legionem, quae iuxta constiterat, item urgeri ab hoste vidisset, tribunos militum monuit ut paulatim sese legions coniungerent et conversa signa in hostes inferrent. Quo facto cum aliis alii subsidium ferrent neque timerent ne aversi ab hoste circumvenirentur, audacius resistere ac fortius pugnare coeperunt. Interim milites legionum duarum quae in novissimo agmine praesidio impedimentis fuerant, proelio nuntiato, cursu incitato in summo colle ab hostibus conspiciebantur, et T. Labienus castris hostium potitus et ex loco superiore quae res in nostris castris gererentur conspicatus X. legionem subsidio nostris misit. Qui cum ex equitum et calonum fuga quo in loco res esset quantoque in periculo et castra et legiones et imperator versaretur cognovissent, nihil ad celeritatem sibi reliqui fecerunt. 26. Als Caesar sah, daß die 7. Legion, die daneben stand, ebenso vom Feind bedrängt wurde, befahl er den Militärtribunen, die Legionen allmählich zu vereinigen und den Feind nach beiden Seiten hin anzugreifen. Da sie sich hierdurch gegenseitig unterstützen konnten und nicht fürchten mußten, daß sie der Feind von hinten her einkreiste, begannen sie, härteren Widerstand zu leisten und tapferer zu kämpfen. Inzwischen kamen für die Feinde auf der Höhe die Soldaten der zwei Legionen in Sicht, die als Nachhut den Troß gesichert und auf die Nachricht von der Schlacht hin ihren Marsch beschleunigt hatten. Labienus, der das Lager der Feinde erobert hatte und von oben her beobachtete, was in unserem Lager vorging, schickte unseren Soldaten die 10. Legion zu Hilfe. Sobald diese aus der Flucht der Reiter und Troßknechte entnahm, wo die Lage kritisch war und in welch bedrohlicher Situation sich das Lager und der Feldherr befanden, gab sie das Äußerste an Schnelligkeit her.
27. Horum adventu tanta rerum commutatio est facta ut nostri, etiam qui vulneribus confecti procubuissent, scutis innixi proelium redintegrarent, calones perterritos hostes conspicati etiam inermes armatis occurrerent, equites vero, ut turpitudinem fugae virtute delerent, omnibus in locis pugnae se legionariis militibus praeferrent. At hostes, etiam in extrema spe salutis, tantam virtutem praestiterunt ut, cum primi eorum cecidissent, proximi iacentibus insisterent atque ex eorum corporibus pugnarent, his deiectis et coacervatis cadaveribus qui superessent ut ex tumulo tela in nostros coicerent et pila intercepta remitterent: ut non nequiquam tantae virtutis homines iudicari deberet ausos esse transpire latissimum flumen, ascendere altissimas ripas, subire iniquissimum locum; quae facilia ex difficillimis animi magnitudo redegerat. 27. Mit ihrem Erscheinen änderte sich die Lage völlig, so daß unsere Soldaten den Kampf wieder aufnahmen, auch die, die schon verwundet zu Boden gesunken waren und sich jetzt auf ihre Schilde stützten. Als die Troßknechte bemerkten, daß Panik die Feinde ergriff, gingen sie sogar unbewaffnet auf ihre bewaffneten Gegner los. Die Reiter, die nun mit Tapferkeit ihre schändliche Flucht wiedergutmachen wollten, kämpften überall mit und übertrafen die Legionäre noch an Eifer. Die Feinde zeigten jedoch eine derartige Tapferkeit, auch als kaum noch Hoffnung auf Rettung bestand, daß sich, wenn die erste Reihe gefallen war, die folgende auf die am Boden liegenden Soldaten stellte und auf ihren Leichen stehend weiterkämpfte. Als auch diese Soldaten fielen und die Leichen sich türmten, warfen die Überlebenden von diesem Grabhügel aus Wurfgeschosse auf unsere Soldaten und schleuderten die Speere zurück, die sie von uns auffingen. Man mußte zu dem Schluß kommen, daß Menschen von derart außergewöhnlicher Kampfkraft nicht unbegründet gewagt hatten, einen so breiten Fluß zu überqueren, so steile Ufer zu erklimmen und sich in so ungünstiges Gelände zu begeben: Die Größe ihres Mutes hatte die schwierigsten Unternehmungen mühelos aussehen lassen.
28. Hoc proelio facto et prope ad internecionem gente ac nomine Nerviorum redacto, maiores natu, quos una cum pueris mulieribusque in aestuaria ac paludes coniectos dixeramus, hac pugna nuntiata, cum victoribus nihil impeditum, victis nihil tutum arbitrarentur, omnium qui supererant consensu legatos ad Caesarem miserunt seque ei dediderunt; et in commemoranda civitatis calamitate ex DC ad tres senatores, ex hominum milibus LX vix ad D, qui arma ferre possent, sese redactos esse dixerunt. Quos Caesar, ut in miseros ac supplices usus misericordia videretur, diligentissime conservavit suisque finibus atque oppidis uti iussit et finitimis imperavit ut ab iniuria et maleficio se suosque prohiberent. 28. In dieser Schlacht wurde fast der gesamte Stamm der Nervier ausgelöscht. Daher waren die älteren Männer, die, wie erwähnt, mit den Knaben und Frauen überstürzt ins Watt und in die Sumpfgegenden gebracht worden waren, auf die Nachricht von der Schlacht hin der Überzeugung, daß der Sieger jetzt völlige Handlungsfreiheit habe, während die Besiegten alles zu gewärtigen hätten. Sie schickten deshalb mit Zustimmung aller Überlebenden Gesandte an Caesar, um die Kapitulation anzubieten. Um das Unglück ihres Stammes deutlich zu machen, berichteten sie, daß von ihren 600 Senatoren noch drei, von 60 000 Stammesangehörigen knapp 500 übriggeblieben seien, die noch Waffen tragen könnten. Damit deutlich würde, daß er gegen Unglückliche und Demütige Barmherzigkeit walten lasse, wandte Caesar seine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Schonung. Er forderte die Nervier auf, weiterhin in ihrem Land und ihren Städten zu leben, und befahl ihren Grenznachbarn, ihren gesamten Stamm von jedem unrechtmäßigen und böswilligen Vorgehen gegen die Nervier abzuhalten.
29. Atuatuci, de quibus supra diximus, cum omnibus copiis auxilio Nerviis venirent, hac pugna nuntiata ex itinere domum reverterunt; cunctis oppidis castellisque desertis sua omnia in unum oppidum egregie natura munitum contulerunt. Quod cum ex omnibus in circuitu partibus altissimas rupes deiectusque haberet, una ex parte leniter acclivis aditus in latitudinem non amplius pedum CC relinquebatur; quem locum duplici altissimo muro munierant; tum magni ponderis saxa et praeacutas trabes in muro conlocabant. Ipsi erant ex Cimbris Teutonisque prognati, qui, cum iter in provinciam nostram atque Italiam; facerent, iis impedimentis quae secum agere ac portare non poterant citra flumen Rhenum depositis custodiae [ex suis] ac praesidio VI milia hominum una reliquerant. Hi post eorum obitum multos annos a finitimis exagitati, cum alias bellum inferrent, alias inlatum defenderent, consensu eorum omnium pace facta hunc sibi domicilio locum delegerant. 29. Die oben erwähnten Atuatucer, die unterwegs waren, um den Nerviern zu Hilfe zu kommen, machten auf die Nachricht von der Schlacht hin kehrt und zogen in die Heimat zurück. Sie verließen alle Städte und kleineren befestigten Orte und brachten ihre gesamte Habe in eine einzige Stadt, die durch ihre Lage hervorragend geschützt war. Ringsum fielen die Felsen auf allen Seiten steil ab und boten eine gute Fernsicht. Nur an einer Stelle ließen sie einen Zugang frei, der sanft abfiel und nicht mehr als 200 Fuß breit war. Diesen Ort hatten die Atuatucer mit einer überaus hohen doppelten Mauer befestigt. Jetzt verstärkten sie die Mauer mit Felsblöcken von gewaltigem Gewicht und mit zugespitzten Pfählen. Die Atuatucer stammten von den Cimbern und Teutonen ab. Diese hatten bei ihrem Zug in unsere Provinz und nach Italien alles Hinderliche, was sie nicht mit sich nehmen konnten, diesseits des Rheins untergebracht und eine Abteilung von 6000 Mann dort zur Bewachung und zum Schutz zurückgelassen. Nach ihrem Untergang wurde dieser Teil des Stammes viele Jahre lang von den in der Nähe lebenden Stämmen umhergetrieben. Nachdem sie jedoch immer wieder selbst Angriffe unternommen oder sich gegen fremde verteidigt hatten, kamen alle Parteien überein, in Frieden miteinander zu leben. Die Cimbern und Teutonen hatten sich dann diesen Ort zum Wohnsitz ausgewählt.
30. Ac primo adventu exercitus nostri crebras ex oppido excursions faciebant parvulisque proeliis cum nostris contendebant; postea vallo pedum XII in circuitu %XV% milium crebrisque castellis circummuniti oppido sese continebant. Ubi vineis actis aggere extructo turrim procul constitui viderunt, primum inridere ex muro atque increpitare vocibus, quod tanta machinatio a tanto spatio institueretur: quibusnam mallibus aut quibus viribus praesertim homines tantulae staturae (nam plerumque omnibus Gallis prae magnitudine corporum quorum brevitas nostra contemptui est) tanti oneris turrim in muro sese [posse] conlocare confiderent? 30. In der ersten Zeit nach Erscheinen unseres Heers machten sie immer wieder Ausfälle aus der Stadt und verwickelten uns in kleinere Gefechte. Später mußten sie in der Stadt bleiben, da Caesar sie durch einen Wall von 15 Meilen Länge und einen dichten Ring von Wachposten eingeschlossen hatte. Als sie bemerkten, daß in der Ferne die Laufgänge vorgetrieben, dann der Belagerungsdamm aufgeworfen und ein Belagerungsturm errichtet wurden, erhoben sie zuerst von der Mauer herab ein Gelächter und spotteten darüber, daß diese gewaltigen Vorbereitungen in so weiter Entfernung getroffen wurden: Mit welchen Händen und mit welchen Kräften trauten wir uns wohl zu, einen Turm von derartigem Gewicht auf die Mauer schaffen zu können, besonders da wir doch von so kleiner Gestalt seien? Da sie selbst alle so groß sind, verachten uns die Gallier meistens wegen unseres kleinen Wuchses.
31. Ubi vero moveri et adpropinquare muris viderunt, nova atque inusitata specie commoti legatos ad Caesarem de pace miserunt, qui ad hunc modum locuti, non se existimare Romanos sine ope divina bellum gerere, qui tantae altitudinis machinationes tanta celeritate promovere possent, se suaque omnia eorum potestati permittere dixerunt. Unum petere ac deprecari: si forte pro sua clementia ac mansuetudine, quam ipsi ab aliis audirent, statuisset Atuatucos esse conservandos, ne se armis despoliaret. Sibi omnes fere finitimos esse inimicos ac suae virtuti invidere; a quibus se defelldere traditis armis non possent. Sibi praestare, si in eum casum deducerentur, quamvis fortunam a populo Romano pati quam ab his per cruciatum interfici inter quos dominari consuessent. 31. Als sie jedoch sahen, daß sich die Belagerungsmaschinen in Bewegung setzten und sich den Mauern näherten, erschütterte sie der neue und ungewohnte Anblick so, daß sie Gesandte an Caesar schickten, die über den Frieden verhandeln sollten und folgendes ausführten: Sie glaubten, daß die Römer den Krieg nicht ohne göttliche Hilfe führten, da sie die Belagerungsmaschinen trotz ihrer großen Höhe mit derartiger Geschwindigkeit fortbewegten und dann aus der Nähe Mann gegen Mann kämpfen könnten. Daher seien sie entschlossen, sich und ihre gesamte Habe Caesar auszuliefern. Sie bäten nur inständig um eins: Wenn er sich vielleicht auf Grund seiner Milde und Güte, wovon sie über andere gehört hätten, entschließe, die Atuatucer zu schonen, möge er sie nicht ihrer Waffen berauben. Fast alle umliegenden Stämme seien ihre Feinde und haßten sie wegen ihrer Tapferkeit. Wenn sie die Waffen auslieferten, könnten sie sich jedoch nicht mehr gegen sie verteidigen. Falls sie in diese Lage gerieten, zögen sie es vor, jedes erdenkliche Unglück durch die Römer zu erleiden, als qualvoll von denen umgebracht zu werden, bei denen sie vorher stets die führende Rolle gespielt hätten.
32. Ad haec Caesar respondit: se magis consuetudine sua quam merito eorum civitatem conservaturum, si prius quam murum aries attigisset se dedidissent; sed deditionis nullam esse condicionem nisi armis traditis. Se id quod in Nerviis fecisset facturum finitimisque imperaturum ne quam dediticiis populi Romani iniuriam inferrent. Re renuntiata ad suos illi se quae imperarentur facere dixerunt. Armorum magna multitudine de muro in fossam, quae erat ante oppidum, iacta, sic ut prope summam muri aggerisque altitudinem acervi armorum adaequarent, et tamen circiter parte tertia, ut postea perspectum est, celata atque in oppido retenta, portis patefactis eo die pace sunt usi. 32. Caesar erwiderte darauf: Er werde ihren Stamm verschonen, mehr seiner Gewohnheit folgend, als weil sie es verdient hätten, wenn sie kapitulierten, ehe der Sturmbock die Mauer berannt habe. Es gebe für sie aber keine Kapitulation ohne Auslieferung der Waffen. Er werde das tun, was er auch bei den Nerviern getan habe, nämlich den angrenzenden Stämmen befehlen, nichts Unrechtmäßiges gegen Menschen zu unternehmen, die sich dem römischen Volk unterworfen hätten. Als die Atuatucer von den Forderungen in Kenntnis gesetzt worden waren, erklärten sie sich über ihre Gesandten bereit, sie zu erfüllen. Sie warfen so viele Waffen von der Mauer in den Graben, den Caesar vor der Stadt hatte ziehen lassen, daß die Berge von Waffen fast die Höhe der Mauer und des Belagerungsdammes erreichten. Dennoch hatten sie, wie sich später herausstellte, etwa ein Drittel davon in der Stadt zurückbehalten und versteckt. Am selben Tag wurden die Tore geöffnet und der Kriegszustand beendet.
33. Sub vesperum Caesar portas claudi militesque ex oppido exire iussit, ne quam noctu oppidani a militibus iniuriam acciperent. Illi ante inito, ut intellectum est, consilio, quod deditione facta nostros praesidia deducturos aut denique indiligentius servaturos crediderant, partim cum iis quae retinuerant et celaverant armis, partim scutis ex cortice factis aut viminibus intextis, quae subito, ut temporis exiguitas postulabat, pellibus induxerant, tertia vigilia, qua minime arduus ad nostras munitiones accensus videbatur, omnibus copiis repente ex oppido eruptionem fecerunt. Celeriter, ut ante Caesar imperaverat, ignibus significatione facta, ex proximis castellis eo concursum est, pugnatumque ab hostibus ita acriter est ut a viris fortibus in extrema spe salutis iniquo loco contra eos qui ex vallo turribusque tela iacerent pugnari debuit, cum in una virtute omnis spes consisteret. Occisis ad hominum milibus IIII reliqui in oppidum reiecti sunt. Postridie eius diei refractis portis, cum iam defenderet nemo, atque intromissis militibus nostris, sectionem eius oppidi universa Caesar vendidit. Ab iis qui emerant capitum numerus ad eum relatus est milium LIII. 33. Gegen Abend befahl Caesar, die Tore zu schließen und die Soldaten aus der Stadt abzuziehen, damit es nicht zu Ausschreitungen gegenüber den Einwohnern käme. Wie sich herausstellte, hatten diese schon vorher Verrat geplant. Da ie glaubten, dass unsere Wachtposten nach der Kapitulation abgezogen würden oder < wenigstens ihren Dienst nachlässiger erfüllten, machten sie plötzlich um die 3. Nachtwache an der Stelle, wo der Zugang zu unseren Befestigungswerken am wenigsten steil schien, mit allen Truppen einen Ausfall aus der Stadt. Teils benutzten sie dazu die Waffen, die sie zurückbehalten und verborgen hatten, teils hatten sie auch Schilde aus Baumrinde oder aus Rutengeflecht hergestellt und mit Fellen bezogen, wie es im Augenblick die kurze Vorbereitungszeit erforderte. Durch Feuerzeichen wurde jedoch schnell Gefahr signalisiert, wie Caesar es vorher für einen solchen Fall befohlen hatte, so dass von den nächsten Wachtposten aus alles dorthin eilte. Die Feinde kämpften so verbissen, wie man es von, tapferen Männern erwarten mußte, die auf ungünstigem Gelände mit dem Mut der Verzweiflung gegen Soldaten antraten, die vom Wall und von den Belagerungstürmen Wurfgeschosse schleuderten. Ihre einzige Hoffnung lag in ihrer Tapferkeit. Nachdem etwa 4000 Mann gefallen waren, wurden die übrigen in die Stadt zurückgedrängt. Am folgenden Tag wurden die Tore aufgebrochen, doch verteidigte sich niemand mehr. Caesar überließ unseren Soldaten die Stadt und verkaufte die gesamte Beute. Die Einkäufer gaben ihm eine Zahl von 53 000 Menschen an.
34. Eodem tempore a P. Crasso, quem cum legione una miserat ad Venetos, Venellos, Osismos, Coriosolitas, Esuvios, Aulercos, Redones, quae sunt maritimae civitates Oceanumque attingunt, certior factus est omnes eas civitates in dicionem potestatemque populi Romani esse redactas. 34. Um dieselbe Zeit erhielt Caesar von P. Crassus, den er mit einer Legion zu den Venetern, Unellern, Osismern, Goriosoliten, Essuviern, Aulercern und Redonen - geschickt hatte, die Nachricht, daß er alle diese Stämme in die Abhängigkeit und unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht habe. Sie sind Seevölker und leben an den Küsten des Ozeans.
35. His rebus gestis omni Gallia pacata, tanta huius belli ad barbaros opinio perlata est uti ab iis nationibus quae trans Rhenum incolerent legationes ad Caesarem mitterentur, quae se obsides daturas, imperata facturas pollicerentur. Quas legationes Caesar, quod in Italiam Illyricumque properabat, inita proxima aestate ad se reverti iussit. Ipse in Carnutes, Andes, Turonos quaeque civitates propinquae iis locis errant ubi bellum gesserat, legionibus in hiberna deductis, in Italiam profectus est. Ob easque res ex litteris Caesaris dierum XV supplicatio decreta est, quod ante id tempus accidit nulli. 35. Nach diesen kriegerischen Erfolgen herrschte in ganz Gallien Ruhe. Von dem Krieg drangen jedoch so eindrucksvolle Berichte zu den Barbaren, daß auch die Stämme, die jenseits des Rheins lebten, Gesandte an Caesar schickten mit der Zusage, Geiseln zu stellen und seine Aufträge auszuführen. Da Caesar schnell nach Italien und Illyrien aufbrechen wollte, befahl er den Gesandtschaften, zu Beginn des nächsten Sommers zu ihm zurückzukehren. Er ließ die Legionen im Land der Garnuten, Anden und Turonen und anderer Stämme, die in der Nähe des Kriegsschauplatzes lebten, ins Winterlager führen und reiste nach Italien ab. Auf die Berichte Caesars hin beschloß der Senat für diese Erfolge ein Dankfest von 15 Tagen, was nie jemand zuvor erreicht hatte